Slough Feg - Ape uprising

(2009, USA, CRUZ DEL SUR, 37.37)
01. The hunchback of Notre Doom
02. Overborne
03. Ape uprising
04. Simian manifesto
05. Shakedown at the Six
06. White cousin
07. Ape outro
08. Nasty hero

Eine neue SLOUGH FEG schneit ins Haus und ich freue mich diebisch drüber, denn im Bereich aktueller Traditionsmetal – und – hardrockbands sind sie ganz vorne mit dabei, weil sie immer eigenwillig und höchst charismatisch zuwerke gehen. Und da geht es mit dem Opener schon in die Vollen, der kein fetziger Donnerrocker sein will, sondern episch doomig und monumental düster mit ergreifend emotionalen, aber irgendwie in der Tiefe der Komposition in einer dunklen Höhle steckengeblieben zu scheinenden Vocals von Mike Scalzi Deine Seele aus Dir raussaugen will. Wow! Was für ein Einstand, „The hunchback of Notre Doom“. Da spielen wieder Mr. Scalzis Kreativität und Fantasie verrückt. Die Leadgitarren sind fantastisch, die Soli stecken so voller Gefühl, voller Leidenschaft und Verzweiflung, es packt einen, zerreißt einen. Ich liege bereits nach dem ersten Stück heulend vor schierem Glück am Boden, da kommt „Overborne“ über mich, ein wogender, krachender, zuweilen leicht galloppierender Heavy Metal Burner, der sich gut auf einer britischen Platte der frühen 80er gemacht hätte und den ungezwungen verspielten Geist der 70er mit der späteren Metalpower verknüpft. Wieder ein urtypischer SLOUGH FEG Song, wild, einfach nur komplett wild, zu wild für absolut geordnete Strukturen. Gerade die Solopassagen, as usual, da haben die Helden aus San Francisco sich bei den noch älteren Heroen der frühen 70er einen abgeguckt. Aber das ist mir auch recht so. Der Zeitgeist spricht von leblosen Digitalproduktionen, von überzuckerten Schlagermelodien auf klanglosen verzerrten Gitarren, Nähmaschinenschlagzeug und uncharismatischem Gleichklangsgesang, SLOUGH FEG setzen wie die Blöden dagegen. Auch mit einer verdammt kurzen Scheibe. Der Titelsong ist wieder eine dieser eternalen Hymnen, die diese Band so gerne schreibt. Majestätisch, mystisch, durchdringend, sehr einprägsam, leicht schräge und verdreht, aber so beflügelnd, so aufwühlend und peitschend. Im gesamten Heavy Metal Bereich schafft eine von eintausend Bands dieses Level. Bei SLOUGH FEG kommt neben der ungezügelten Energie, der Spielfreude, der lockeren Strukturierung noch die technische Begabung der Musiker hinzu. Mike und seine Boys waren immer und werden immer Götter an ihren Instrumenten sein. Der Drummer ist so gut eingespielt, dass er die Takte schneller und öfter wechseln kann wie andere Leute die Unterhosen und man es im Gesamtbild nur bei genauerem Hinhören wahrnimmt. Die doppelläufigen Leadgitarren schaffen ein keltisches Flair, wie bei den frühen SLOUGH FEG Alben, Spielchen wie Dialoge zwischen Bass und Gitarren sind da nur noch die Sahne auf dem Kuchen. Der Sound ist hier so natürlich wie möglich, hat aber Druck und kommt schön transparent, ohne irgendeinem Instrument auch nur eine Ecke des Eigenklangs abzubrechen. Vor fünfunddreissig Jahren hätte diese Platte die Charts von hinten aufgerollt, das kann man angesichts der traurigen Gestalten, die heute Musik machen dürfen, wohl vergessen. Aber sie werden sich einen Achtungserfolg erkämpfen und sie werden immer weitermachen. Mike wird 39, ist abgeklärter als vor 19 Jahren zu Zeiten der Bandgründung, aber keinen Deut weniger irre oder weniger wütend und hungrig. Das bezeugen die von Wahnsinn zerfressenen Soloeinlagen im Titelstück und sein Titel an sich, „Affenaufstand“. Kongenial. „Simian manifesto“ rockt wieder etwas gemässigter, wenngleich nicht weniger intensiv das Haus. Mich faszinieren immer wieder die rasanten Wechsel zwischen Entspanntheit und purer Heavyrockeruption. Boogie hat sich bei diesem Stück zum Ende hin auch noch eingeschlichen. Ganz großes Kino. Ich könnte kreischen vor purer Freude an diesen Stücken. Das flotte „Shakedown at the Six“ mit einem schrägen, wohl nur für den Schreiber selbst verständlichen Text und coolen altmetallischen und althardrockigen Instrumentalparts. Drummer Harry darf kurzfristig zeigen, was alles in ihm steckt (Amphetamine, Koffein, Ecstasy), da geht es furios zur Sache, nahezu eruptiv schon, nur um im nächsten Moment wieder ganz zurückhaltend zu grooven. Hin und her, rauf und runter, hier ist echt Achterbahn, auch ohne Omas letzte Tasse kaputtzumachen. „White cousin“ ist wieder ein folkig angehauchtes Rockstück mit schönen Akustikgitarren, vielen Melodien und grandiosen Soli. Die Band wogt und wirbelt, ist stets in Bewegung. Die Texte an sich handeln alle von Affen, von affenähnlichen Menschen, ach, keine Ahnung, ich werde nicht schlau daraus. Scalzi, Du Poet, weihe mich in Deine Seele ein. Aber so sind SLOUGH FEG, nicht wirklich greifbar, voller wunderbarer Einfälle, voller Energie und Leidenschaft. Wenn eine Band Musik aus Leidenschaft macht, dann sind es diese Jungs hier. Vergesst allen Mainstreamschrott. Vergesst Mathematiker wie DREAM THEATER, SLOUGH FEG gehen noch weiter und fusionieren die reine Technik mit der reinen Seele, dem reinen Gefühl. Das ist pure Magie. Weiß nicht, warum die Bands verlernt haben, solche Musik zu machen, aber es ist so. SLOUGH FEG sind die Bewahrer und die Erlöser! Absolutes Pflichtalbum! Warten wir auf die LP!
100/100

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