Krokodil - Swamp


(1970, Liberty, Schweiz, 39.33)
01. Get Yout Personality Together
02. Light Of Day
03. Sunlights Beautiful Daughter
04. Tell Me What You Want (Tell Tale)
05. Blue Flashing Circle
06. Snow White And Blue
07. Human Bondage
08. Gipsy Man
09. That's What I Do
KROKODIL waren mir immer als Psychedelicband aus der Schweiz ein Begriff, aber bereits auf diesem Album von 1970, ihrem zweiten Studiowerk in LP Länge, treiben sie den 60er Psychesound über seine Grenzen hinaus und verquirlen die Einflüsse ganz nach ihrem Belieben. Ich höre Hardrock, Folkrock, Westcoast Psyche, Blues, Countryrock in geringen Dosen, alles sehr verspielt und mit großer Lockerheit dargeboten. KROKODIL sind nichts für Heavypuristen oder reine Bluesfreunde, sondern am ehesten mit den ein bis zwei Jahre zuvor aktiven Rocklegenden der amerikanischen Westküste auf eine Ebene zu stellen, eventuell auch mit Bands wie der EDGAR BROUGHTON BAND, die eine ähnliche Stilmixtur auffuhr. Der Opener ist noch etwas entspannter mit leichtem Countryrock - und Folkrockeinschlag, "Light of day" auf Platz Zwei ist dann ein erstes Highlight mit hypnotischem Groove, leicht folkig verträumten Geigenmelodien, eindringlichem Gesang, angejazztem Piano und einer tänzelnden, fröhlich verwunschenen Stimmung. Die Querflöte zaubert wahrlich prachtvolle Läufe über die Grundstrukturen, duelliert sich zuweilen regelrecht mit der Geige. Hier kommt der Folkeinschlag der Band besonders gut durch, aber das ist nicht der einzige Aspekt des Schaffens dieser Band und dieser Scheibe. In dieser Mixtur wirkt die Musik sogar recht progressiv, auf jeden Fall durchdringt sie einen regelrecht und zieht einen mit sich. "Sunlight's beautiful daughter" geht dann weiter in Richtung psychedelische Singer Songwriter mit niedlicher Mundharmonika, wunderschönem mehrstimmigem Gesang im Refrain und akustischer Grundinstrumentierung, inklusive Xylophon. Vom Schlagzeug kommt anfangs nur dezente, für Psychedelic typische Beckenbearbeitung, dann ein solider, leicht verspielter Beat. Für wilde Rocker mag das hier echt zu sanft sein, aber wenn man sich als Fan verschiedener Spielweisen der 70er Rocksounds darauf einlässt, wird es einen niemals mehr freigeben. Tolle fernöstliche Einlagen runden den Song ab, Tabla Drums und Sitar bringen eine beschwörende mystische Atmosphäre in den Song. Sie werden allerdings nicht zu üppig eingesetzt, denn der Song soll nicht nach bekiffter Wüstenmusik klingen. "And in the river flowing...eternal life is showing...reflections on the water...of sunlight's beautiful daughter". Was ein wunderschön naiver Text. Hippieske Magie pur. Den Harten lassen KROKODIL auch weiterhin nicht raushängen. "Tell me what you want" ist ein dezent rockender, aber treibender Acidpop, wie man ihn eigentlich eher ein bis zwei Jahre vor diesem Album oft gehört hat. Die Gitarre ist ansatzweise angezerrt, immer wieder kommen ruhige, verspielte Passagen mit Vibraphon, cleaner Jazzgitarre, rasselnden Percussioninstrumenten, aber doch, auch etwas kräftigere Einlagen sollen nicht fehlen. "Blue flashing circle" hat einen fetten, funkigen Groove, die Strophe ist ein monotoner, aber hypnotisierender Tanzflächenfeger, der Refrain eher fröhlich und eingängig, die Solopassagen freakig und von brodelnder Intensität. Cool gemacht und eine willkommene Abwechslung auf diesem ohnehin variantenreichen Album. Percussive Orgeln und ein wild umherwirbelndes Drumming machen den Mittelteil aus, wo sich auch die Gitarren etwas wagemutiger rockend zeigen. Der Gesang von der regulären Strophe legt sich dann über eine solche instrumentale Struktur und geht wieder in einen Refrain über. Eine weitere psychedelische Abfahrt mit verspielten, kräftigen Gitarren und tosenden Drums leitet das Ende ein. "Snowwhite and blue" ist dann wiederum entspannter, ein weiterer schöner Folkrocker mit toller Querflöte und einer unbekümmerten "Wir marschieren querfeldein" Stimmung. Die Atmosphäre des Stückes verspricht Geborgenheit, umgarnt und beschützt Dich vor allem Übel. Lass Dich nur drauf ein, werter Freund von 60er und 70er Psychedelic und Folk. Wüsste ich es nicht besser, würde ich KROKODIL eindeutig nach England verfrachten. Die britischen Elemente nehmen von Song zu Song an Masse zu, was aber durchaus schön ist. "Human bondage" ist etwas harmloser, hat durchaus aber seine schönen, verspielten Momente. Auch bluesige Einsprengsel sind dabei. Kein absolutes Meisterwerk auf den ersten Höreindruck, aber ein Stück mit Entwicklungspotential, was auf jeden Fall nicht weh tut und tatsächlich hintenrum die Sinne vernebelt. Man braucht ja nicht immer berstende Dramatik, brodelnde Wucht und eine düstere Atmosphäre, man kann auch einfach mal alle Fünfe gerade sein und sich fallen lassen. Ganz so aufregend sind dann auch die beiden letzten Stücke nicht, wobei sie die Durchschnittlichkeit noch lange nicht anstreben. In der Albummitte sind eben die ganzen Knallerstücke versammelt und die machen "Swamp" zu einer wirklich guten Scheibe, wenn man denn nicht nur Hardrockkrawall braucht. 83/100

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