Procession - The cult of disease

( 2009, Chile, Iron Kodex Records, 46.00 min.)

01. Raven of Disease
02. Like a Plague Upon the Earth
03. The Funeral of an Age
04. Down the River of Corpses
05. The Road to Gravegarden
06. Incinerate

PROCESSION sind Chilenen und spielen dem Bandnamen getreu einen traditionellen, spirituellen Doommetal, der zwar ganz orthodox den Genrerahmen ausfüllt und ja nicht einen Schritt zu nahe an den Tellerrand geht, weil man ja eventuell drüben neue, wunderschöne Einflüsse entdecken könnte, aber stets ergreifend tiefsinnig, voller durchdringender Melodien daherschwebt, Deine Sinne betört und Dich in einen Zustand tiefster Mystifizierung versetzt. Die Sperrigkeit des Materials rührt für Mainstreammusikkonsumenten einzig aus der geringen Geschwindigkeit her, für eingeweihte Doomer, für die wenigen Auserwählten gibt es keine Berührungsängste, denn PROCESSION sind eine weitere Ikone des Kultes des wahren Dooms. Eine gewaltige feierliche Atmosphäre geht von der Musik aus, die das chilenische Powertrio hier andächtig und sehr leidenschaftlich, selbst in Zeitlupe, zelebriert. Die Leadgitarre singt uns bezaubernd schöne Harmonien vor, die kein selbstdarstellerisches Gefiedel größenwahnsinniger Musiker, sondern einprägsame Melodiebögen. Die sumpfig schmierigen kriechenden Riffs mancher Songs kontrastieren schon die Epik der anderen, die Atmosphäre schwelgt bereits intensivst in tiefer Mystik, hat aber auch noch einen höllenheißen, brodelnden Aspekt, der vom rohen, noch dreckigeren Sound herrührt. Es sind die letzten drei Songs des Albums, es sind die drei Stücke des 2008er Demos. „Down the river of corpses“ ist dabei schon ein absolutes Glanzlicht mit seinen eigenständigen Bassläufen und der kochenden psychedelischen Stimmung. Der Gesang ist allzeit hell und gerade in den Tiefen voluminös, erinnert irgendwie schon an Messiah Marcolin von CANDLEMASS, bei „The road to Gravegarden“ klingt er dann sogar eher wie Albert von REVEREND BIZARRE hat aber dann doch seine Eigenheiten, sein Charisma. Man kann die Entwicklung der Band im letzten Jahr gut nachvollziehen, wobei die erdigeren Demotracks den Anfang des Albums hätten machen sollen, der chronologisch richtigen Reihenfolge halber. Egal, beide Seiten von PROCESSION gefallen mir als eingefleischtem Doomanhänger extremst gut, denn beide Seiten künden von der Liebe der Band zur gespielten Musik. Die sehr klare, kühlere Ausrichtung der neuen epischen Songs ist eben mehr Kopfkino mit monumentalen Bildern, während die frühen Songs einfach schön bodenständig gerockt haben. Ach, wie man es dreht und wendet, ich kann mich an PROCESSION nicht satthören, weil sie auch den einen oder anderen Minihit im Programm haben, der eben nur stilistisch, aber nicht kompositorisch die Standards bedient. Ganz große Klasse!
90/100

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Friedhof - same

THE HAND OF DOOM - Poisonoise Reissue

Doc Rockit - Doc Rockit