VERGANGENE GROSSTATEN: IL BALLETTO DI BRONZO - Sirio 2222


(1970, Italien, RCA, 39.50)
01. Un posto
02. Eh Eh Ah Ah
03. Neva calda
04. Ma ti aspetterò
05. Meditazione
06. Girotondo
07. Incantesimo
08. Ti risveglierai con me
09. Missione Sirio 2222
Diese Band hat einige Jahre später mit "Ys" einen der Klassiker des italienischen Progrock abgeliefert, davon waren sie 1970 allerdings noch weit entfernt. Ich kann daher die Bedenken und Aversionen von Progfans verstehen. So sind sie auf den Babyblauen Seiten gar abscheulich für ihr psychedelicrockiges und poppiges Treiben auf "Sirio 2222" gedisst worden. Ich teile die Auffassung des dortigen Rezensenten nicht, denn Genialität drückt sich nicht darin aus, welches Genre man bedient. Auf dem knapp vierzigminütigen Album von 1970 finden sich neun Stücke mit starker Bindung an die gerade eben erst verklungenen Sechziger, was sich in Mixturen aus schönem, leicht hysterischen Pop und wilden Fuzzgitarrenausbrüchen mit tosend wirbelndem Schlagzeug äußert. Der Bluesrock jener Tage hat ebenfalls einen großen Eindruck hinterlassen und somit gibt es auch viele knallbunt trippige Parts, denen eindeutig die alte amerikanische Musik zugrundeliegt. Der Bass ist über das gesamte Album sehr dominant im Mix, was ein einzigartiges Feeling schafft. Er blubbert und pumpt stetig seine Noten aus den Boxen und erscheint als mehr als nur schnöde Rhythmusbegleitung. Ein kleiner Ausrutscher ist "Meditazione" auf Startnummer Fünf, eine Schmachtballade mit Streichquartett im Anfang, ein orchestral inspirierter Popsong im weiteren Verlauf, nur um wieder auf die Schmachtpassagen zurückzufallen. Keine schlechte Musik, wie ich finden mag, wahrlich nicht, allerdings für Proggies oder Hardrocker sicher die Hölle auf Erden. Nun, auch gleich, denn acht weitere Songs stehen hier auf diesem Album und rocken die Hölle aus dem geneigten Fan. Mich erinnert diese Platte an die frühen Werke der Ungarn OMEGA, der schwelgerische Pop, die zum Teil wüsten Hardrockeruptionen, einige Phreak Outs dazwischen. Ein absolutes Highlight ist der Quasititelsong am Ende der Scheibe, der in seinem Mittelteil mit phreakig lauten Improvisationen eine Menge hypnotischen Lärm veranstaltet. Derer Glanzpunkte gibt es aber noch mehr. Nach und nach schleichen sich die Melodien in den Schädel ein und saugen sich dort fest. Viele einfach schöne Parts sind zu vernehmen, die eine angenehm friedfertige Stimmung verbreiten. Es ist eine abwechlungsreiche Platte geworden, für damalige Zeiten eventuell noch mehr Standard, aber wirklich packend mit viel Pathos und Drama komponiert und arrangiert. Nur halt nicht wirklich was für Progfanatiker. 94/100

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