VERGANGENE GROSSTATEN: FANTASY - Fantasy


(1970, USA, 40.45)
01. Happy
02. Come
03. Wages of Sin
04. Circus of Invisible Men
05. Stoned Cowboy
06. Understand
07. What's Next
Oh wow, was ein Knalleralbum. Jazzig progressiver Psychedelicrock mit einer nahezu dämonischen Sängerin, die trotz der angeblich erst 16 jungen Jahre, die sie damals gewesen sein soll, eine vollweibische Stimme besitzt, die sie direkt neben grandiosen Größen wie Grace Slick oder Julie Driscoll - Tippets oder Jinx Dawson positioniert. Phreaky. Die Musik an sich ist sehr anregend, voller wilder Melodien, die sich zwischen Folk, Klassik, Soul und Psychedelic bewegen. Viele verspielte, zappelige Passagen treffen auf ruhige, schwebende Abschnitte. Momente mit eben jenem inbrünstigen Gesang auf entspannt rockende instrumentale Einlagen. Klassischer Progrock von 1970, der eher europäisch anmutet, also urbritisch sozusagen, wird hier von einer noch sehr ungezähmten Amiband mit einer unwiderstehlichen Kraft dargeboten, die schon fast verboten ist. Wenn die Sängerin in "Wages of sin" singt: "The woman in black is on the loose", dann bekommt man es tatsächlich mit der Angst. Und hier sind wieder diese betörenden psychedelischen Stimmungen. Die US Westküste scheint sich in Richtung Canterbury aufgemacht zu haben, was natürlich auch an der Plattentektonik liegen mag. Diverse Erdbeben in und um San Francisco können schnell mal einen ganzen US Bundesstaat über den Ozean verfrachten, har. FANTASY sind besessen von dramatischen Melodien, die ähnlich wie bei ihren Landsleuten COVEN oft einen magischen, bisweilen sogar dämonischen Ausdruck besitzen, sinistere Geschichten erzählen und einem eine Dauergänsehaut bescheren, nur sind FANTASY noch progressiver, verspielter, wilder und vertrackter. Und spielen können sie wie die Hölle. Wobei COVEN etwas durchkomponierter wirken und FANTASY noch ein gelockerteres Verständnis von Songs mit sich bringen. Eine sträflich unterbewertete Band, die man sich im Zuge des Undergrounderfolgs solcher Truppen wie THE DEVIL'S BLOOD, die eine ähnliche Stimmung verbreiten und ihre sehr sinnliche Rockmusik mit Doomelementen aufgepeppt haben, mal wieder ins Gedächtnis rufen sollte. Wahrscheinlich liegt es wirklich an ihrer Jugendlichkeit, dass diese Band mich so tief berührt, soviel Spielfreude und ungezügelte Energie an den Tag legt. Sie denken noch nicht groß nach, sie spielen drauflos, als gäbe es kein Morgen mehr. Wem die gleichzeitig erschienenen JEFFERSON AIRPLANE Scheiben schon zu erwachsen klangen, Grace Slick war damals schon 31 (und wird dieses Jahr bereits knackige 70), der ist mit dieser gar nicht naiven, sondern einfach nur übermütig wilden Scheibe bestens bedient. Einer der verlorenen Klassiker des Jahres 1970. 97/100

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