Heart of Cygnus - Over mountain, under hill

(2009, USA, Eigenproduktion, 51.36)
01. Over Mountain
02. Under Hill
03. Black Riders
04. The King And His Steed
05. Lost At Sea
06. Erik
07. Blue Planet
08. The Mountain King
09. Revelations

Sie sind momentan ein Undergroundhype, wobei dies eher in Kreisen progressiv orientierter Metalfreunde vonstatten geht. Werden sie dem denn gerecht? Das aktuelle, zweite Album des amerikanischen Duos gibt darüber Auskunft. Ein Track wie „Black rider“ ist verspielt, mit einigen Drehungen und Wendungen, aber er ist immer Heavy Metal to the Bone, melodisch zwar, aber mit tollen Gitarrenharmonien und forsch vorantreibenden Gesangslinien. Vergleicht man das mit „Blue planet“, ein paar Nummern weiter hinten, dann wird einem schlagartig die Vielseitigkeit des Duos bewusst. Dieser Song schwebt und tänzelt verträumt durch eine Welt malerischer Melodien, die mich ganz stark an die britischen MONEY und deren „First investment“ LP von 1978 erinnern. Hardrock mit surreal schönen Harmonien. Schauen wir weiter, da ist der harte Stampfer „Erik“, der sich rasch zu einem erleuchtet rockenden Stück wandelt, eingängige Melodien in bester Mittsiebziger Mainstreamhardrocktradition mit leichtem Rhythmusgallopp und hymnischen Leadgitarren verbindet. Gigantisch! Der Klang der Scheibe ist unheimlich natürlich und sehr traditionsbewusst, könnte aus den frühen 80ern stammen. Die Band selbst legt Wert auf Melodiebögen, die sich regelrecht in die Seele des Zuhörers fressen, sich jedoch auch nicht abnutzen, sondern ihre Magie mit jedem Durchlauf ein Stück weiter offenbaren. Folkige Gesangsläufe fehlen ebensowenig wie knackige Heavymetalabfahrten. Der Rote Faden findet sich in der Stimme des Sängers und Multiinstrumentalisten Jeff Lane, der zusammen mit seinem armenischen Drummer ein gewaltiges und so ganz entspanntes episches Heavymetalfeuerwerk entfacht. Die Songs haben genau das, was einem Großteil der aktuellen Szene fehlt. Schmiss ohne Kitsch und Kommerz, kreativ komponierte Strukturen, ein lockeres und leidenschaftliches Spiel. Gut, sie sind Prog in ihrem Herzen und die Songs können schon ein wenig erhabener wirken als die Stücke anderer Metalzeitgenossen, aber HEART OF CYGNUS kümmert das nicht, sie stecken ihr Herzblut in die Songs, zeigen in kleinen Streichereinlagen ihren Sinn für verrückte Gimmicks, haben das Feeling für Prog, Metal und Melodicrock. Für den gemeinen Konsumenten von tumber Radiomusik sind sie auf jeden Fall nicht zu erfassen. Jeff Lane lässt die Gitarre wie ein Besessener jaulen, zockt unheimlich packende Bassfiguren und markante Riffs. Zuweilen drehen HEART OF CYGNUS tatsächlich sämtliche Power raus und lassen es besinnlich angehen mit leicht psychedelischem Ausdruck. Die NwoBHM und der progressive Hardrock der späten 70er sind ihnen anscheinend nachhaltig in die Seele injiziert worden. Der Ausdruck der Stücke baut diese sehnsuchtsvoll – hungrige Stimmung der alten britischen Bands auf. Ja, ich komme nicht umhin, HEART OF CYGNUS in der Tat eine ganz große Band zu nennen, die spielerisch, kompositorisch und gefühlstechnisch perfekt ausbalanciert ist. Als kleines Bonusschmankerl gibt es eine Coverversion von IRON MAIDENs "Revelations", einem der 80er Epic Metal Kracher mit unheimlich eindringlicher Melodieführung. Kennt wohl jeder Metalhead da draußen, der über ein wenig Ahnung von dieser Musik verfügt. Nun, HEART OF CYGNUS nehmen sich seiner sehr liebevoll an und absorbieren das Stück eigentlich eins zu eins, wobei ihre Version trotzdem schon fast nach einem Original klingt, da die Stimme von Jeff Lane so dominant eigenständig ist und einen Bruce Dickinson in Sachen Gefühl um Meilen übertrifft. Killer! Wenn diese Scheibe kein Jahreshighlight wird, dann weiß ich es auch nicht. 97/100

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