Scarab - A soul for a soul 10"


(2009, Miskatonic Foundation, UK, ca. 20 min)
01. A Soul For A Soul
02. The Plague
03. For Whom The Bells Toll
Ich finde es ja toll, dass neben all den verlorenen Schätzen und Klassikern der letzten über vierzig Jahre Rockmusik auch immer wieder aktuelle Perlen ihren Weg auf meinen Blog finden, weil sie es einfach wert sind. SCARAB, alte Kulthelden der NWoBHM, die 1982 gegründet worden sind, 1984 die fast schon religiös verehrte "Poltergeist" Single und danach ein 85er Demo veröffentlicht haben, sich aber nie etablieren konnten, sind nach knapp einem Vierteljahrhundert wieder aus der Grube gehüpft. Paul Britton und Dave Parrish sind noch Originale, der Rest ist neu, macht seine Sache auf der brandaktuellen 10" EP "A soul for a soul" jedoch fantastisch. Da sind wir auch schon beim Titelstück. Hier findet sich alles, was das Metallerherz begehren wird. Da sind rasante Riffs mit flotten Beats unterlegt, da sind stampfende, wuchtige Passagen und ein hymnisch erhabener Refrain. Auch verspielte, eher melodisch sentimentale, urtypisch britische Soloabschnitte kommen vor, die Erinnerungen an die alten Tage wecken möchten. In den stampfenden Momenten sind die Riffs ein wenig Stakkatohaft, betont am Rhythmus orientiert, was eventuell einige Metalheads zu unüberlegten Aussagen verleiten könnte. Nein, SCARAB, das steht fest, sind weder groovy noch trendy geworden. Eher ist das schon ein leichter Progressiveinschlag. Dafür sind die weiteren Solopassagen dann typisch englischer Heavy Metal der Pionierzeit, wild, eindringlich, hoch melodisch und dramatisch. Ein letzter Wechsel zur Strophe und ein letzter Refrain, dann ist ein sehr gutes stück vorbei. Solche rhythmischen Riffs hatten übrigens auch die grandiosen BLITZKRIEG auf ihren neueren Platten und das klang ebenso authentisch und leidenschaftlich wie bei SCARAB. Jetzt drehen wir die 10" EP um und finden sogleich "The plague" vor, einen urtraditionellen NWoBHM Kracher, der wiederum alle Register zieht. Düstere ruhige Passagen, geheimnisvolle Riffs, dunkle Melodien auf den treibenden bis rasanten Abschnitten, dazu eine grandiose Eingängigkeit und Einprägsamkeit, nennen wir es einen von enormem Charisma gespeisten Wiedererkennungswert. Paul, Dave und ihre Jungs sind hier in Höchstform. Das wird live auf dem HOA ein Fest für die Sinne. Was auch immer im Heavy Metal Bereich die Ohren der Mainstreamkonsumenten erfüllen mag, SCARAB mucken gnadenlos daran vorbei. Sie schlagen stets eine Brücke vom ursprünglichen Britenmetal zu späterem Power - und Horrormetal (irgendwo kann ich bei den geheimnisvoller klingenden Parts KING DIAMOND, nur mit rauerem Gesang halt, nicht aus den Gedanken bekommen). "The plague" strotzt nur so vor Kraft und entfesselter, kompromissloser Lust am Metal, natürlich auch vor Abwechslung und Kreativität. SCARAB werden niemals irgendwas nachkauen, obschon sie sich nicht von ihrem Genre, dem Heavy Metal, auch nur einen Schritt wegtrauen. Ja, brauchen sie auch nicht. Mit "For whom the bells toll" (ein kleiner Unterschied zum MELATTICA Song) haben sie das EP Highlight am Ende der zweiten Seite stehen. Wiederum eine urbritische Heavy Metal Nummer mit unheimlich viel Gefühl, positiver Wut und Lebensfreude. Sie wirkt ein wenig melancholischer als die anderen Songs. So schmiedet man auch 2008 / 2009 noch einen zeitlosen Stahl. Der Sound ist recht ruppig und hat viel von dem Gerotze alter EBONY RECORDS LPs von SAVAGE oder CHATEAUX, einem für SCARAB sicherlich angenehmen Umfeld. Warten wir ab, was da noch kommt. Die Aufmachung ist gigantisch mit tollem Frontmotiv und Klappcover. Viel Aufwand für eine 10", für die ich aber auch - mit Freuden wohlgemerkt - 15,00 Euro hinlegen mußte. Egal, die drei Songs sind es allemal wert und das Label freut sich auch über Unterstützung. Wird mal ein schmuckes Sammlerstück sein, daher zuschlagen, solange es noch aufzugrabbeln ist. Mehr als 500 Exemplare gibt es nicht. 94/100

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Friedhof - same

THE HAND OF DOOM - Poisonoise Reissue

Doc Rockit - Doc Rockit