Jackal - IV

(2009, Dänemark, Pure Steel Records, 41.46)
01. Reinforcement
02. In to the core
03. Innocence
04. Angels
05. Disciple of the Night
06. No lifeguard on duty
07. When the heart is strong
08. Endgame
09. No one
10. Hunter
JACKAL galten als dänische Antwort auf IRON MAIDEN zu Beginn der 90er und waren drauf und dran, in Japan echt fett durchzustarten. Die ersten drei Alben kenn ich nun leider gar nicht, ist damals im Deathmetalrausch und Doomwahn an mir vorbeigegangen. Wie so viele Bands halt, kann man nichts ändern. Nun schickt mir das Pure Steel Records Label eine brandneue JACKAL ins Haus, das vierte Album, quasi eine absolute Eigenproduktion von JACKAL Sänger Brian Rich mit Hilfe des Aufnahmetechnikers Carsten Falkenlind.
Keine richtige Band dabei? Auf den Metal Archives munkelte man, der Brian Rich, der hätte doch...nun, was hat er? Zusammen mit Carsten Falkenlind (mit Herrn Falkenhorst, dem alten Froschn verwandt?) hat er zehn seiner aktuellen Kompositionen in einem Kopenhagener Studio eingedonnert und das mit merklich Spaß bei der Sache. Brian Rich ist dabei im Booklet der einzig mit Bild vertretene Musiker. Mit seiner Kurzhaarfrisur sieht er meinem früheren RITUAL STEEL Gitarristen Dirk sehr ähnlich, ha. Und seine Kompositionen hätten so auch von Dirk stammen können.
Ja, da wären wir nun bei den Songs an sich. Ganz klassischer Heavy Metal mit melodischem Einschlag, allerdings ohne großartige Keyboardbegleitung wird geboten. Ich will Brian Rich und seine Band weder mit IRON MAIDEN, BRUCE DICKINSON Solo, noch mit den PRETTY MAIDS vergleichen, aber irgendwo zwischen diesen drei Eckpfeilern solider Heavy Metal Kost bewegt er sich. Man kann noch die Solowerke von RIPPER OWENS und BLAZE BAILEY dazuaddieren.
Solide komponiert mit Melodien verfeinert, die einem recht vertraut vorkommen mögen, sich aber so nach und nach doch in den Sinnen des Hörers festfressen. Ein kompositorischer Alleingang des Protagonisten. Man hört dies sehr gut am relativ konstanten Songwritingstil heraus. Große Überraschungen, Weltwundermelodien, spektakuläre Passagen, all das fehlt dem Album. Dieser Fakt macht "IV" nicht unbedingt zu einer schwachen Scheibe, vergleicht man sie mit eben jenen Soloeskapaden von Herrn Bailey oder Herrn Owens.
Dann hat aber genau dieser Stoff wieder ungeahnte Hymnenqualitäten und eine majestätische Nummer wie "No one" ist echt ein Reisser und bleibt als erstes fest im Ohr hängen. Halb balladesk, ansonsten getragen mit schneidenden Gitarrenmelodien und einem charismatisch gefühlvollen Gesang. Und so schälen sich nach und nach kleine Minihits aus dem Songmaterial der Scheibe heraus. Auch wenn stilistisch keine Grenzen gesprengt, keine Barrieren überwunden und keine Innovationen platziert werden, JACKAL ist ein frisches Projekt.
Spielerisch sitze jede Note an ihrem Platz, es wird technisch versiert soliert, wobei die Leadgitarre tragender Bestandteil des Songs an sich und nicht nur Zierde ist. Der Gesang ist mittelhoch, angeraut, bissig, hat Charme und Charakter. Der Klang ist relativ sauber, wobei ich nicht davon sprechen würde, dass die Scheibe überproduziert worden wäre. Sie klingt sauber und lebendig zur selben Zeit.
Melodicmetalfans und alte Heavy Metal Recken sollten gleichsam ihren Spaß hiermit haben. Der Schlagermetalfraktion wird sie nicht gefallen, weil Brian Rich sich eben nicht aufgesetzt fröhlichen Melodien hingibt, sondern seine Harmoniebögen stimmungsvoll inszeniert. Die Scheibe hat, wie ich sagen möchte, ein kommerzielles Potential, einen Hardrockeinschlag, der in besseren Zeiten für sehr gute Absatzzahlen bishin zur goldenen Schallplatte hätte sorgen können. Heute ist es mit dieser Musik eben so wie mit aller wirklich guten Musik, eher dem Underground näher als dem Mainstream. Aber gut, dass wir drüber gesprochen haben.
JACKAL können mit dieser CD eine breitere Fanschicht erreichen, was nicht negativ gemeint sein soll, denn ein Song wie "Angels" ist ein Kracher, ähnlich wie "No one" halb balladesk ruhig, dann aber mit großer Wucht und emotionaler Exaltiertheit dargeboten. Wie ich schon sagte, die Hits kommen mit der Zeit, mit den Hördurchgängen. Ich habe meinen unvoreingenommenen Spaß an diesem Album und finde, dass es sich bestens dazu eignet, das Cruisen über die Landstrasse mit voll aufgerissener Anlage und einer Molle Pils in der Hand zu untermalen. Bodenständig, ehrlich, sympathisch, das sind die Hauptattribute dieser Mucke. 82/100

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