Helvetets Port - Exodus to Hell

(2009, Schweden, Puresteel Records, 41.44)
01. The Shogun
02. Killers In The Sand
03. Dying Victim Of The City
04. Helvetets Port
05. Diamond Claw
06. Fly By Night
07. Killed By A Reaper
08. Huvudlös Gestalt
09. Djävulens Triangel
10. Exodus To Hell
11. Swing The Studded Mace
12. Heavy Metal Night
13. Hårdrockens Förkämpe
Von all den neuen Schwedenbands, die innerhalb der letzten vierundzwanzig Monate dem alten Heavy Metal mit einem aktuellen Album frisches Blut in Form frischer Songs zugeführt haben, sind HELVETETS PORT wohl wahrlich die schrägste und obskurste, damit auch untergrundigste Kapelle. Dagegen nehmen sich selbst IN SOLITUDE mit ihrem kaum 20 jährigen Strassenkind als Sänger wie geleckte Casting Stars aus, zumindest musikalisch. Recht so, recht so, das ist genau der Heavy Metal, der mir am Herzen liegt, auch wenn die CD nicht wirklich spektakulär erscheint, wenn man sie das erste Mal in den Player wirft. Aber was ihnen an effekthascherigem Peitschengeknalle fehlt, das machen die Kompositionen in der Tiefe an Substanz und Magie wieder wett. Doppelt und dreifach sogar. Textlich setzt man sich mit Mythen, Fantasy und eben jenem lyrischen Eskapismus auseinander, der so urtypisch für den alten Heavy Metal ist. Wobei ich betonen möchte, dass es nicht einfach nur dahingeschluderte "Drachen und Elfen" Texte mit ritterlicher Prinzessinnenvernaschung als Sahnehäubchen sind, sondern eine gewisse Erzählkunst diesen Schweden zu eigen ist. Einige Songs werden dann gleich in der Heimatsprache vorgetragen, was zunächst für Uneingeweihte und Nichterleuchtete etwas sperrig klingen mag, aber absolut reizvoll ist. Es ist zwar nicht wirklich neu, aber unheimlich emotional. Dahingehend ist "Djävulens Triangel" ein Highlight. Mit entrückten Gesangseinlagen zusätzlich zum rauen, erdigen Heavy Metal Rock Stil des Fronters, mystisch eindringlichen Gitarrenläufen, wechselhaften Strukturen, die ein episches Feeling aufwerfen, wird dieser Song an ganzen Heerscharen von Heavy Metal Fans vorbeimarschieren, weil er einfach freaky und eigenwillig ist. Wer aber seine Seele weit geöffnet hat und bereit zum Empfangen, den fesselt diese dunkle, spirituell anregende Melodik sofort. Die spitzen Screams überall erinnern mich an die Backings bei URIAH HEEPs frühen Alben und das ist bereits kultverdächtig. Die verdrehten Riffs sind 80er, NWoBHM Style zumeist. Sie werden geschmackvoll zusammengefügt, so dass ein jeder Song nach einer Aufwärmphase die Sinne des Hörers aufs intensivste kitzelt und sich tief in den Geist hineinbohrt. Neben den zehn Albumtracks gibt es drei Boni, die von der vorausgegangenen Single stammen und den Stil der vollen Scheibe vorwegnehmen, ohne großartig primitiver zu klingen. Allein der Sound ist etwas dumpfer. HELVETETS PORT sind mehr als nur eine Band, die straighte Heavy Metal Hymnen schmiedet, sie schreiben recht bildhafte Songs, die ich mal als heroisches Ohrenkino bezeichnen möchte. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente übrigens verdammt gut, treten jedoch nie aus dem Dienst des Songs an sich aus, sondern wissen genau, dass sie selbst nie größer als das jeweilige Stück sind. Soli sind erlaubt, als wichtiger Bestandteil eines Stückes, mit welchem die Komposition emotional aufgewertet, noch durchdringender gemacht wird. Von den Einflüssen her wildern sie tief in der Vergangenheit, logisch tun sie das, denn die Jungspunde, die man auf jedem KEEP IT TRUE rumlaufen sieht, sind eben härteste Fans, die ihre Plattensammlungen nicht einfach anhören, sondern stets das Abspielen einer ihrer Lieblings LPs zu einer Zeremonie werden lassen. Ich höre typisch britische Riffs und Harmonien, neben den urschwedisch klingenden Läufen. 70er Hardrock der straighteren Art, NWoBHM diverser Kaliber, auch traditionelle Musik aus dem angelsächsischen und skandinavischen Raum in gesunden Dosen, alles wird hier zu einem schlagkräftigen Metalsound verschmolzen, der zumeist brodelt und die Atmosphäre in Deinem privaten Reich aufheizt. Ich bin hin und weg, wie sie diese Wechsel von flotten Headbangerparts zu stampfenden, leicht verdrehten Hymnenpassagen hinbekommen, ohne große Brückenteile einzubauen. Das ist das lockere, unwiderstehliche Feeling dieser Band. Ein gewisser Grad an Schnodderigkeit ist der Musik auch nicht abzusprechen, noch ein Punkt, der tiefe Sympathien im geneigten Fan weniger konventioneller Heavy Metal Sounds weckt. Wären BROCAS HELM entspannter, würden sie wohl solche Songs schreiben, statt sich wie mystische IRON MAIDEN auf 45 Umdrehungen nach 20 Tassen Kaffee und zwei Packungen Amphetaminen zu gebärden. Die britischen Kauzmetaller DEEP SWITCH fielen mir als grobe Orientierungshilfe ein. Puuh, wie man es auch dreht und wendet, haben sie Dich erst einmal gepackt, dann kommst Du da nicht wieder raus. HELVETETS PORT sind eine so eigenständige Band, dass einem die Galle überläuft, denkt man an die eigentliche kommerziell orientierte Heavy Metal Szene mit ihren dumpfdrögen, oberflächlichen Pussybands. Egal, kann eben nicht jeder so catweazligen Heavysound fahren. Freuen wir uns auf die baldige Veröffentlichung der CD Version bei Pure Steel Records. 97/100

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