SEASONS OF THE WOLF - Once in a blue moon

(2007, USA, Eigenpressung, 56.38)
01. Wings of doom
02. Snaggletooth
03. Nikhedonia
04. Ghost woman
05. In the shadows
06. Behind the eyes of evil
07. The reaper
08. Battle scars
09. Alien landscapes
10. The edge of time
11. Peace on earth
12. Name your poison
Dies ist nicht das erste Album der amerikanischen Formation SEASONS OF THE WOLF, sondern, lasst mich mal zählen, bereits die vierte Veröffentlichung und es hat sich irgendwie nicht viel verändert. Barry "Skully" Waddell, sein Bruder Wes und ihre Mannschaft donnern einen eigenwilligen, typisch amerikanischen Powermetal mit dunklen, aber sehr eingängigen Melodien und hintergründig agierenden Keyboards. Letztere sollten nicht überbewertet werden, denn man legt das Gewicht eindeutig auf die sehr natürlich klingende Gitarre von Skully. Am Sound ist eigentlich auch nichts zu meckern, eventuell am zuweilen etwas klinischen Schlagzeug, bei dem man aber vom Spiel her merkt, daß da ein Mensch sitzt. Aber auch das ist gut im Mix untergebracht. Nach zwei schnellen, fetzigen Metalhymnen an den ersten beiden Startplätzen schwenken SOTW beim dritten Stück plötzlich um. Ruhiges, dunkles Intro auf der Gitarre mit dezenter Keyboardbegleitung, dann ein schleppender Beat, schleppende Gitarren, mysteriöse Keyboardläufe und beschwörender Gesang. Wes Waddell singt hier zumeist in mittleren Lagen, sehr emotionsgeladen, geht aber auch gerne höher. Der Song ist bis auf eine kurze Passage düster und morbide. Das waren nun "Wings of Doom", "Snaggletooth" und "Nikhedonia".
Was kommt jetzt? "Ghost Woman". Aha, okay. Das eröffnende Riffing rockt schon mal gewaltig, die Strophe hat einen sehr eingängigen Ausdruck, geschickt werden die Geschwindigkeiten variiert. Amerikanischer Melodicmetal auf Düsternis getrimmt? Der Gesang kann reichlich kauzig wirken. Die Keyboardorgeln über den schrubbenden Riffs geben dem Stück eine majestätische Ausstrahlung. Skully soliert im klassischen Heavyrockerstil und sollte Vögel wie Michael Schenker locker in Richtung Wand spielen. Ein potentieller Minihit, dem auch der eigenwillige Stil Wes Waddells mit seiner screamigen Stimme in den Höhen nichts anhaben kann. Einem Rob Halford lassen wir das auch durchgehen, oder? Geiles Teil!.
Das Intro zu "In the shadows" wirkt poppig, nein, der groovige Song wirkt eher mainstreamig. Bluesig, mit Offbeat Rhythmen, aber sehr cooler Melodie in Strophe und vor allem Refrain. Ist mal anders, ist einprägsam und gefühlvoll inszeniert. Auch wenn SEASONS OF THE WOLF die Musik nie neu erfinden, man meint nie wirklich, daß ihre Songs einem wohlvertraut vorkommen. Das ist ihr Vorteil. "In the shadows" wird dann zum Solo hin ein wenig energetischer, Skully geht hier in die Vollen. Der klassische Rock bleibt aber insgesamt erhalten und das balladeske Feeling auch.
Ohne die Vocals hätte das hier von den PINK FLOYD der späten 80er, David Bowie der frühen 80er, eventuell den Rolling Stones zur gleichen Zeit sein können. Nicht Metal, höchstens Poprock, aber atemberaubend schön gemacht.
Zwischen erdigem Stampfmetal und schleppenden, dunkleren Parts bewegt sich "Behind the eyes of evil", das auch wieder majestätische Riffs, Leads und makabre Synthieläufe vereint, sowie Wes Weddells unnachahmliche Stimme. Eigentlich ein guter Hardrocker, der aber durch eine massive Dosis Mystik und Doomfeeling herrlich abgedreht klingt. SEASON OF THE WOLF spielen gerne mit klassischen Hardrockthemen herum, aber sie machen diese zu ihren ganz eigenen Stilmitteln.
"The reaper" kommt im Anschluß an "Behind the eyes of evil" und sorgt mit kraftvoller Strophenmelodie, packendem Riffing im wiederum hardrockigen Stil, wuchtigen Orgelkeyboards und Wes' emotionalem Gesang für Hitstimmung. Das Teil hat Charakter und Seele. Eventuell hätte der Refrain noch ausgeprägter sein können, noch mitreißender, aber das sind Oberflächlichkeiten. Skully bürstet seiner Klampfe diverse nackenzerbrechende Riffs vom Hals.
Eine Metalhymne mit galloppierendem Leitriff ist dann "Battle scars" und hier gibt es diesen hymnischen Powerrefrain, wie ihn heuer soviele Bands wieder und wieder angehen und kläglich daran scheitern. Obschon "Battle scars" der typischste Heavy Metal Song hier ist, SEASONS OF THE WOLF brillieren. Man will die Fäuste gen Himmel strecken und lauthals mitgröhlen. Geiles, wildes Solo von Skully, dann eine kurze, nur vom Synthie übernommene Passage, die Gitarre brät rein und jemand spricht mit verzerrter Stimme hierüber. Klassischer 80er Stil. Die Band steigt erneut ein und spielt einen doomig - schleppenden Abschnitt, den Skully wieder mit seinen irren Leads veredelt, dann geht es wieder zurück ins galloppierende Hauptthema des Stückes. Warum kann ein Rock'n'Rolf das nicht mehr? Warum können MANOWAR soetwas nicht mehr? Warum ist mir das angesichts der neuen SEASONS OF THE WOLF Scheibe so egal?
Stakkatokeyboards und ein Hammersolo bilden den Anfang von "Alien landscapes". Während die Synthies den spacigen Touch geben, sorgt das Solo für Erdverbundenheit. Das Schlagzeug setzt ein und es geht weiter, nun bekommt der Song einen tranceartigen Ausdruck. Der Song schlägt irgendwann in einen sphärischen Spacerocker um, der auch HAWKWIND auf deren letzter Scheibe gut zu Gesicht stünde.
Stampfend und düster rockend gerät man an "The edge of time" und es bleibt dabei, hier wird erdig, aber finster gerockt und gedonnert, daß einem die Haare zu Berge stehen und der ganze Körper mit einer Gänsehaut bedeckt ist. Killer Synthiesolo im Mittelteil!
"Peace on earth" ist energetischer, aggressiver mit abgeflogenem Gesangseffekt. Wes schimpft mehr als daß er singt, aber das mit unheimlich eindringlicher Stimme. Der Gesamtausdruck des Stückes ist wieder spacigerer Natur. Ein stapfender Part mit coolen Bassläufen und packendem Beat macht sich breit. Entwickelt sich zu einem majestätischen Moment puren Dooms und gerät dann wieder in Fahrt. Der Song legt gewaltig an Intensität zu, scheint schier zu bersten, explodiert letzten Endes in spacigen Lärm hinein und ist weg.
Und am Ende des Albums grooverockt uns "Name your poison" mit Spacerockorgeln, Insgesamt schwebt der Song die ganze Zeit um Dich herum und die eigentlich typische Hardrockgesangslinie piesackt Dich regelrecht. Skully entlockt der Klampfe feine Riffs und Leadharmonien. So kann man also auch aus erdigem Heavyrock noch spannende Musik zaubern, eh? Du gehst bei diesem Song absolut mit, die Beats packen Dich, wirbeln Dich durcheinander.
Ganz atemlos verlässt Du nun dieses Album, brauchst ein paar Sekunden Erholungszeit. Dann bist Du wieder voll da und willst mehr davon, mehr, viel mehr. Killerscheibe und absolute Empfehlung!

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