Dealer - First strike (UK, 1986, Ebony Records











(1987, Ebony Records,, UK, 33.41 min)
01. When Midnight Comes
02. Victim of the Night
03. Son of a Bitch
04. Epitaph
05. Choose your Weapon
06. Bring the Walls Down
07. Final Conflict: 1) Prologue 2) Conflict 3) Genocide
Die NWoBHM war 1986 eigentlich schon vorbei, da donnerte von EBONY Records her noch einmal eine feiste Metalgranate auf uns herab. Auf die Großen, ich war damals 12 und mochte noch keinen Metal. Schade drum, denn DEALER mit "First strike" haben genau den richtigen Sound gefunden und wußten eingängige, packende Songs zu schreiben, die weitab von allem Mainstream lagen und einfach Heavy Metal waren. Schon der flotte Opener "When midnight comes" lässt die Wände erzittern, hat tolle Gesangslinien und Gitarrenleads aufzubieten, ist kompositorisch und stilistisch sicher nicht innovativ, aber ein schmissiger Banger mit Hymnenqualität. Und so geht es weiter, Stück für Stück. Der Sänger ist roh und erfüllt mit positiver Wut, der Klang der Scheibe ist dreckig, typisch für Ebony. Da werden selbst melodischere Stücke wie das an zweiter Stelle stehende "Victim of the night" zu räudigen Strassenhymnen. Ein gewisses Streetfeeling hat der Song ohnehin. Die Fäuste ab in die Luft, den Blick entschlossen nach vorne gerichtet auf die Ansammlungen von Discotänzern und Hip Hop Gangstern, die es gleich zu verdreschen gilt. Yeah! Ein lockerer Heavyrocker schließt sich mit "Son of a bitch" an, ein typisch britisches Stück Metalmusik, mit Riffs, die einem sofort ins Herz gehen, tollen Leadgitarrenmelodien und eben einem bodenständig zornigen Gesang. DEALER rocken sich gerade im Solopart in einen Spielrausch, zaubern schöne Doppelleads aus dem Ärmel, fahren das gesamte Programm. Ja, das war 1986 angesichts der Thrashwelle vielleicht anachronistisch, aber es hatte verdammt noch mal Charme, welcher auch bis heute nicht verflogen ist. Ich hab mal mit einem Mädel eine Affäre gehabt, die 86er Jahrgang war, wie eben diese Platte, ich finde, das Jahr spricht für Qualität. Schön heavy geht es in die nächste Runde, auch wieder urenglisch mit dramatischer Gesangslinie beim sechseinhalbminütigen "Epitaph". Kein Wunder, dass ein solcher Titel eine sehr emotionsgeladene Ausführung der Komposition verlangt. Treibende, wogende, alles zermalmende Passagen, tolle Leadgitarren, das volle Britenmetalprogramm wird aufgefahren und kommt zwar um fünf bis sechs Jahre zu spät an die Front, kann aber qualitativ locker einen Großteil der damaligen Konkurrenz in die Schranken verweisen. DEALER gehen bei "Epitaph" mit viel Spielfreude vor, bauen Breaks und coole Wechsel ein, wobei der Song nicht aus dem Fluss gerät und stimmungsvoll bleibt. Hut ab! "Choose your weapon" ist eine zornige, knapp dreiminütige Metalhymne mit infernalischen Gitarrenmelodien, die auch gut zum Thrashmetal oder Deathmetal der damaligen Zeit passten, dazu eher geschrienem Gesang und einer düsteren Leadgitarre, die ab und an ein cooles Solo einstreut. Aggro pur, sehr groovy zuweilen. Der Hauptsolopart ist eruptiv, nein, der ganze Song ist eruptiv und brodelt wütend vor sich hin. Ein wenig monoton das ganze, möchte man meinen, aber das passt, das ist cool und zeigt tatsächlich, was Jahre später nochmal in Sachen Rockmusik, aber mit weniger Leidenschaft, auf die Leute zukommen sollte. Hier spielt wohl der britische Punkmetal der mittleren bis späteren 80er eine Rolle als Einfluss. Einen wuchtigen Stampfer ganz alter Schule gibt es aber gleich im Anschluss nach kurzer Einleitung von akustischen Gitarren. Naja, schön heavy, straight und hymnisch, wenn auch ein wenig bieder. Ist halt typischer englischer Stampfmetal, hat aber sogar was von teutonischem Stoff. ACCEPT mögen zu jener Zeit bereits über den Ärmelkanal geschippert sein und das vereinigte Königreich erobert haben. Die einzige deutsche Invasion, die je in England Erfolg hatte und auch nur leichten Erfolg, harharhar. Aber "Bring the walls down" geht okay, macht Spaß, gerade wegen des rauen Klangs. Hail to EBONY! Etwas länger und verspielter ist dann "Final conflict", in drei Teile aufgeteilt, gut über acht Minuten lang, mit vielen schönen traditionellen Momenten bestückt, feinen Soli und urtraditioneller Ausrichtung. Purer Britenmetal, wie gehabt, fünf Jahre zu spät gekommen. 1980 oder 81 wäre damit einiges zu reißen gewesen, denn "Final conflict" ist ein toller Epos. Die Gesangsmelodien werden von Minute zu Minute emotionaler, die Gitarrenmelodien intensiver. Ja, eine durch und durch gute Platte, sogar noch günstig auf Börsen als Original zu bekommen, denn Ebony Scheiben waren nicht unbedingt die großen Renner als sie rauskamen. Sträflich übersehen, wie ich meinen möchte! Top Empfehlung!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Friedhof - same

THE HAND OF DOOM - Poisonoise Reissue

Doc Rockit - Doc Rockit