Ange - Vu d'un chien (1980, France, Disques Marianne)


(LP/CD, 8 Songs, 36.46 min.)
01. Les Temps Modernes
02. Les Lorgnons
03. Foutez moi la paix
04. Vu d'un Chien
05. La Suisse
06. Personne au bout du fil
07. Pour un rien
08. Vu d'un Chien
Eine der eher weniger berühmten und beliebten ANGE LPs, das 1980er Album "Vu d'un chien", der Übergang der Band vom eigenwilligen Prog der 70er mit Elementen von Chanson, Folklore, Barockmusik und hartem Rocksound zum straighteren AOR Prog oder progressiven AOR des großen Popzeitalters. Wobei sich ANGE hier wahrlich wacker schlagen und zumindest mit den ersten vier Songs grandiose Hardrockhymnen an den Start bringen, deren vorläufiger Höhepunkt das epische "Je travaille sans filet" darstellt. Auch wenn die alte Kirchenorgel nunmehr von spacigen Keyboards abgelöst wurde, die einen typischen 80er Sound fahren, auch wenn die wunderschönen pastoralen Stimmungsbögen der barocken oder folkloristischen Momente nicht mehr da sind, die gebotene Rockmusik auf "Vu d'un chien" ist auch für die 80er keine reine Standardware. Nicht einmal der eher poppige Abdancer "La Suisse". Die Popvariante hab ich von anderen Bands schwächer gehört, so von LE ORME, meinen Italohelden. Mir geht diese Musik gut rein, hat zum Teil einen deutlichen Hardrockeinschlag, der auch Freunde gemässigter NWoBHM Acts erfreuen wird und bei Leuten gut einschlägt, die auf ungarischen Melodicsound wie P.MOBIL, KARTHAGO und PANDORA'S BOX abfahren. Nur dass diese Herren hier Französisch singen. Die Arrangements sind durchdacht, geschmackvoll konzipiert. Die Melodien eindringlich, gerade die Gesangslinien des nicht charismatischen Christian Decamps, der hier schimpft, singt, schreit und sich aufgrund seines ureigenen Stils und seiner Stimme aus hunderten von Rocksängern herauserkennen lässt. Genau wie das "Colours" Album von ELOY (auch 1980) ein verkanntes Juwel eindringlicher, wenn auch melodischer Rockmusik mit mainstreamigem Appeal. "Pour un rien" ist eine grandiose Ballade, zwischen Kitsch und tiefster Leidenschaft taumelnd, melancholisch hier, fast bis zur Benommenheit euphorisch da, sphärisch zu jeder Sekunde und bis ins Detail verzaubert. Der Titelsong bringt das Album souverän episch, aber auf den ersten Hörer recht unspektakulär zuende, aber das täuscht ein wenig, denn hier steckt der Teufel im Detail, in der Tiefe der Arrangements. Ein toller Hardrocksong mit viel Melodie und erhaben schwebender Ausstrahlung, voilà, was will man mehr? Wer also mit straighterem, hardrockigen und sehr melodischen Material von ELOY über KARTHAGO, SARACEN und SAGA bis zu DINAMIT was anfangen kann, der ist mit dieser Scheibe bestens bedient. Das Vinyl dürfte nicht so leicht zu bekommen sein, die CD auf MUSEA eventuell noch mal bei Ebay. Sucht mal schön, Genossen!

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