Gong - Live in Bremen, Sparkasse, November 4th, 1974

(DCD, UK / F, Bootleg, 1973, 105 min)
CD1:
01. Magick Mother Invocation
02. Master Builder
03. Perfect Mystery
04. Tropical Fish: Selene
05. I Never Glid Before
06. I Love It's Holy Mystery
07. Hiram Afterglid
08. Flute Salad --> Oily Way (Part 1)9 - Oily Way (Part 2)
10. Inner Temple
11. Outer Temple
CD2:
01. A Sprinkling Of Clouds
02. Improv --> You Can't Kill Me
03. The Isle Of Everywhere
04. You Never Blow Your Trip Forever (Part 1)
05. You Never Blow Your Trip Forever (Part 2)
06. Variation: Flying Teapot (Part 1)
07. Variation: Flying Teapot (Part 2)
Ein Luxusbootleg sozusagen ist mir von den britisch australisch französischen Spacejazzproglegenden GONG (dieses Jahr auf dem BURG HERZBERG Festival unbedingt mitnehmen, Daevid Allen ist 71, wer weiß, wie lange der das noch mitmacht) auf den Tisch und sogleich in den Player gekommen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Doppel CD Set, aufgenommen am vierten November 1974 in Bremen, auf einem ominösen Bootleglabel veröffentlicht und sollte für jeden Fan der Band, wie auch für Neueinsteiger in den britischen Spacerock bzw. ins Bandmaterial eine lohnende Anschaffung sein. Der Sound, fangen wir damit an, ist absolut gigantisch. Diese Aufnahme sollte wohl als Radioübertragung fungieren, ob es denn geklappt hat, kann ich von meinem heutigen Standpunkt aus (am 04.11.1974 war ich knapp vier Monate alt) nicht mehr sagen, absolute Insider oder Zeitzeugen mögen mich aufklären, daher ist der gute Klang verständlich. Transparent, lebendig, für eine Liveaufnahme sehr sauber und druckvoll erscheinen beide CDs. Die Band ist in Höchstform, brilliert auf den Improvisationen, wie auf den regulären, allerdings ebenfalls in die Länge gejammten Albumtracks, gibt sich der Musik wie besessen hin, spielt sich in einen Rausch, in vollkommene Ekstase. Das freejazzig kreischende Saxophon semmelt gerne dazwischen, wenn nicht Kultgitarrist Steve Hillage (u.a. URIEL / ARZACHEL und KHAN) seine ausladenden Soloeruptionen über den Köpfen der Fans entfesselt. Diverse völlig kranke Klamaukeinlagen über hypnotischen Grooves sorgen für Abwechslung, wobei der Schwerpunkt nicht auf ihnen liegt, Gott sein dank. Aber selbst die merkwürdigen Stakkatogesänge machen Sinn, lassen die Stimme des einzelnen eher wie ein zusätzliches Instrument wirken. Phreaky, nicht für Mainstreamer geeignet. GONG waren sicher keinen Deut besser als viele Krautrocker wie FAUST, CAN oder AMON DÜÜL II, will sagen, diese fiesen Füchse konnten einem Schlagerfreund das Leben ordentlich zur Hölle machen, aber genau dafür lieben wir sie ja. Immer wieder treten sehr intensive, düstere, dabei immer ruhige Passagen in den Vordergrund, welche die Seele hinaus ins All ziehen. Es sind hierbei weniger die großen Melodien, mehr die Atmosphäre an sich, die den Zuhörer von dieser Erde trägt. Hillage kann ganz schön heavy drauflos sägen, wenn man ihn lässt. Das Drumming ist packend, mal straight, mal peitschend, dann wieder jazzig verspielt, eher Strukturen bildend, denn groovend, immer jedoch eindrucksvoll, auf den Punkt gespielt und selbst in den ruhigsten Momenten voller Leidenschaft. Die Musik brodelt, die Stimmung in der Konzertlocation muß am Siedepunkt gewesen sein, besonders dann, wenn GONG auf repetative Beats und infernalisch jaulende Gitarren setzen. Ich habe das 77er "Gong Live" Album mit Aufnahmen aus den Jahren 73 und 74 und diese CD ist kaum stärker als vorliegendes Meisterwerk. GONG wissen ob der Wichtigkeit von Dynamiken und klingen trotz der variantenreichen Stücke immer irgendwie entrückt und zuweilen derbst bedrohlich. Dies hier ist eine Darbietung, die weniger an das Runterzocken von schnöder Popmusik zu Zwecken der Massenunterhaltung, mehr an das zelebrieren einer religiösen Messe erinnert. Wenn Ihr die Doppel CD in die Finger bekommt, zögert nicht lang rum!
100 / 100

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