Doc Rockit - Doc Rockit
(USA, 1979, Primo Sound, ca. 35 min)
01. Tomorrow child
02. Drive like hell
03. I touched a rock
04. Angelique
05. Yakima red
06. There she goes
07. Shut up (ain't got time)
08. Circle of stone
09. Babble on (always)
10. World war blues
01. Tomorrow child
02. Drive like hell
03. I touched a rock
04. Angelique
05. Yakima red
06. There she goes
07. Shut up (ain't got time)
08. Circle of stone
09. Babble on (always)
10. World war blues
Ich hatte tatsächlich eher etwas bodenständigeres erwartet, so bluesiges Zeug mit Boogietouch, vielleicht auch schmierigen AOR, aber ich bekam einen verspielten Hardrock mit fantasievollen Melodien, schwingenden, wogenden Instrumentalparts und charismatischem, zuweilen mehrstimmigem Gesang. Die Band wurde 1974 gegründet, hat es aber nur zu Veröffentlichungen auf kleinsten Labels und in Eigenregie gebracht, 1979, dann Ende der 80er und 2002. Die ersten beiden Stücke sind dann also schöne Hardrocker mit progressivem Einschlag, ausgerechnet "I touched a rock" ist kein Rock, sondern eine gefühlvolle, schöne Ballade. Mit "Angelique" geht es aber sogleich wieder in die Vollen. Treibender Hardrock mit positiver Grundstimmung in der Strophe, einer stets aktiv begleitenden Akustikgitarre und etwas dunklerem, geheimnisvollerem Refrain mit wirbelnden Rhythmen und leicht verdrehten Gitarren. Der Song hat einen Schwachpunkt, er ist zu geil, um so kurz bleiben zu können. Erdig und rotzig, relativ zornig und im Refrain durch den mehrstimmigen Gesang hymnenhaft präsentiert sich "Yakima Red". Die Gesangslinie hat etwas mystisch schwebendes. Der Leadgitarrist fetzt seine Powersoli mit immenser Hingabe, die schon an Besessenheit grenzt, aus den Boxen. Der Sound ist für 1979 okay, hat fast Majorqualität. Auch hier setzt die Band wieder auf verspieltere Rhythmen und Läufe, ohne direkt in Progrockgefilde abzudriften. Man sitzt generell irgendwo im Niemandsland zwischen Hardrock, Prä 80er Metal und Glam, hat aber stets eine enorme Power. "There she goes" ist wieder ein treibender Song, der Refrain straight und bestens zum Mitgröhlen geeignet, die Gitarrensoli wild, peitschend, die sie begleitenden Instrumentalpassagen aggressiv, bissig und rhythmisch eher wogend. Herrlich! Ein sehr grooviges, hüpfendes Teil ist "Shut up (ain't got time)", aggressiv in der Strophe, mit einzeln angeschlagenen Akkorden, einem pumpenden Bass und gut tretenden Drums. Der Refrain hat einen schlendernden Grundbeat und eine lebensfrohe, aber leicht melancholische Melodie. Wieder bekommt man ein Powersolo von Gottes Gnaden vorgesetzt. Hier geht die Band vom Prä Metal ein wenig zurück in der Zeit und bringt andere Elemente ein, kann aber durchweg überzeugen. "Circle of stone" beginnt ruhig und geheimnisvoll, wie eine epische Geschichte um unaussprechliche Rituale in keltischen Kultstätten vor Jahrtausenden. Ein kleiner Heavyrockausbruch zwischendurch, dann fällt der Song zurück in die gedämpfte, bedrohliche Stimmung. Hier wird der Grundstein für spätere Bands wie MANILLA ROAD gelegt, obwohl ich nicht annehme, dass Mark Shelton mit DOC ROCKIT vertraut war. Jetzt legt der Song richtig los, ein mittelschneller, melodischer Rock mit feurigem Gitarrensolo erscheint und unterstreicht die epische Atmosphäre. Diese Steigerung der Dramatik währt jedoch nicht ewig, wieder nimmt man die direkte Energie aus dem Stück und schleicht geheimnisvoll vor sich hin. Du siehst vor Deinem geistigen Auge in dunkle Roben gekleidete Kultmitglieder beim Durchführen ihrer Rituale. Erdiger Hardrock reißt einen dann aus der Lethargie. Aber auch hier ist man rotzig, aggressiv und emotionsgeladen am Werk, keine Spur von langweiligem Mainstreamsound, obschon das Hitpotential eines solchen Songs nicht gering ist. Das Hauptriff ist sehr prägnant, das wilde Gitarrensolo zum Bersten intensiv. Eine erstklassige Platte bisher, sehr abwechslungsreich, ohne einen schwachen Song. Ein letztes Highlight kommt mit dem flotten Powerhardrock am Ende der Scheibe, dem "World war Blues". Nun spannt die Scheibe einen Bogen durch die 70er. Wer sich RUSH, WISHBONE ASH, ganz frühe AEROSMITH, AC/DC, BUDGIE, BLUE ÖYSTER CULT und DUST als eine Einheit vorstellen kann, der wird hier komplett verrückt. Das besondere an diesem Album ist, dass die Songs wirklich so gut sind. Wieder eine dieser obskuren Spät 70er LPs eines lokalen Acts mit immensem Potential, die sich in die Riege von Klassikern wie SURVIVOR - All your pretty moves, CAIN - A pound of flesh, CAIN - Stinger, LODESTONE - Lodestone, TRUTH AND JANEY - No rest for the wicked, AMULET - Amulet und POOBAH - Steamroller einreiht. Ein heißer Anwärter auf die Top 20 1979. 9,5/10
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