Cool Feet - Burning desire


(Luxemburg, 1976, Pallas Records, ca. 35 Min)
01. Burning desire
02. Over the highway
03. The man from Marakesh
04. Hello Lucy
05. In the city
06. The fool
07. Now I know I am free
08. Alone in your cage
Auf dem kleinen Pallas Label (Luxemburg, nehme ich an) erschien 1976 dieses Hardrock - und Prä Metal Juwel. Zwei Bandmitglieder waren aus Engladn, die anderen Deutsche. Obskur, obskur, COOL FEET gelten zumindest als luxemburgische Band, weil der Stammsitz der Truppe dort lag. Ich weiß nicht, ob es eine CD Wiederveröffentlichung gibt, die LP zumindest ist höllenrar und unter 1000 Euro schwerlich zu bekommen. Ist sie denn wirklich so gut? Der eröffnende Titeltrack ist ein fetziger, treibender Heavyrock mit melodischen, doppelläufigen Gitarren, die stark an die besten deutschen Heavyrockbands der Zeit erinnern. Die Melodie bleibt sofort haften und Du bist geneigt, über Stunden noch den Refrain mitzugröhlen. Mittelschnell, mit melancholischerer Gesangslinie und tollen Twingitarren gibt sich "Over the highway", ein eher sehnsuchtsvollerer Hardrocker mit Fernwehstimmung, bevor mit "The man from Marakesh" der Kracher schlechthin die Bühne betritt. Peitschende, treibende Beats, ein donnernd voranpumpender Bass und eine dramatische, aufwühlende Gesangsmelodie mit orientalisch - mystischem Flair nehmen Dich sofort gefangen. Nicht zu vergessen die aggressiv wütenden Gitarren. Dies ist eine tosende Powerhardrockhymne, dies ist Heavy Metal in seiner ursprünglichsten Form. Die Soli sind feurig und ungezügelt, die Rhythmen hypnotisch, weil repetativ und abgedreht. Ein eher konservativer Rockpart mit Solo wird als kurze Auflockerung eingestreut, dann donnert die Strophe wieder rein. Der Gesang ist mittelhoch, etwas heller, angeraut, aber immer sauber und melodisch. Wer bei diesem Kracher nicht automatisch an die SCORPIONS denkt, der kennt sich in der deutschen Rockmusik nicht aus. Egal, es ist keine Kopie, sondern ein Hitsong, der sich mit den besten Stücken der Hannoveraner messen kann. Treibender Heavyrock mit leichtem Boogiefeeling wird bei "Hello Lucy" geboten, etwas weniger furios als der Vorgänger, aber dennoch schön roh und packend. Dreckiger Rawk'n'Roll eben. Neben den SCORPIONS hat man sofort auch die alten BIRTH CONTROL im Sinn, wenn es um Vergleichsbands (haben wir das nötig?) geht. Wer eine kräftige und eruptive Mischung aus beiden Acts verträgt, ohne die BC übliche Orgel, sondern mit doppelter Gitarrenpower, wird bei COOL FEET sicherlich in pure Ekstase geraten. Warum die sich nicht durchsetzen konnten, bleibt mir ewiglich ein Rätsel. Sie hatten die Energie, auch noch um 1980 herum, was vier Jahre nach der VÖ dieses Albums war, die jungen Metalfans zu berauschen, sie hatten die Songs, die sich direkt in die Seele einbrennen und dort verweilen, sie hatten das spielerische Talent. Nun, ich weiß auch nicht. "In the city" folgt "Hello Lucy" auf dem Fuße, wieder mit aggressiver Rhythmusgitarre und jaulender Leadgitarre bestückt, groovt sich der eingängige, kompakte Heavyrocker in unser Herz. Der tänzelnde Rhythmus geht sofort in die Beine. "The fool" ist wieder ein treibender, emotionsüberladener Hardrocker mit einem hitverdächtigen Refrain und coolen Leadgitarreneruptionen, sowie aggressiver Rhythmusarbeit der Klampfer. Man kann nicht einmal mehr von Prä Heavy Metal sprechen, das hier ist Heavy Metal. 1976, wo langsam Punk und Disco aufkamen, ein Wahnsinn. Im Mittelteil wird es entspannter mit schönen Leadgitarrenmelodien, versponnenem Bass und entschlossen voranzielendem Schlagzeug. Hier könnten sich die SCORPIONS fast den Refrain von "He's a woman, she's a man" abgeglotzt haben, denn die Tonfolge beider Kehrreime ist ähnlich. Spielerisch waren COOL FEET auf jeden Fall eine Granate, hier saß jede Note, auch wenn man wirklich für den Song und nicht für seine eigene Darstellung zockte. Eingängigkeit, schnörkellose Power, das waren die Stichworte. "Now I know I am free" ist etwas melodischer und entspannter mit netter Melodie, die nicht unbedingt sonderlich aufregend erscheint, sich dennoch beim Hörer festfressen wird. Man kann es als am wenigsten starken Song der Scheibe werten, aber auch dieser fröhliche Rocker macht Laune. Die Soli sind keinen Deut schlechter als bei den anderen Stücken, eventuell ist der Popanteil zu hoch und der Song zu sehr AOR, ohne Keyboards allerdings, bzw. mit einem dezenten E Piano. Ach, ich kann es nicht genau einordnen. Kein schlechter, eben ein konventioneller Song. Bei einem Album nur mit solchen Stücken wäre ich nie in Ekstase geraten, aber so ist er eine willkommene Abwechslung vom zornigen Frühmetalsound der Band. "Alone in your cage" beginnt getragen, dunkel gestimmt mit schönen Gitarren und einer feinen Orgel. Die Leadgitarren und der Gesang sind sehr melancholisch und voller Sehnsucht. Die Melodie hat sogar ein wenig Traurigkeit in sich. Solche gefühlvollen Stücke waren u.a. bei den Ungarnhelden OMEGA sehr angesagt. Trotz der gedrosselten Geschwindigkeit ist das Stück in seinem Ausdruck recht dramatisch, wird von durchdringenden Leadgitarrenmelodien beherrscht, die sich im Verlauf noch in ihrer Intensität steigern. Eine typische Ballade, wie ich das mal nennen möchte, aber wieder ein charismatisches Stück, auf dem Du Dich treiben lassen kannst. Hinaus aus dem spirituellen Käfig Deines Lebens, in eine freie, farbenfrohe Welt hinein. Ein würdiger Abschluss für eine Platte, die das Zeug zum Klassiker gehabt hätte. Von COOL FEET hörte man leider nach 1976 auch nichts mehr. Eine Sünde! 10/10

Kommentare

Anonym hat gesagt…
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