VERGESSENE JUWELEN: RAVENS'HEAD - From the darkness


(2002, Privatpressung, Australien, 48.32)
01. Martyr
02. Arcana
03. Play Me For the Fool
04. Did You Ever
05. The Gates of Hell
06. Closing My Eyes
07. Tears in the Rain
08. Legend
09. Do You Believe
10. Sands of Time
11. How Many Times
Hier tut sich ein neues australisches Pflänzchen auf, aber was für eins. Die Sängerin gehört zu den kraftvollsten ihrer Zunft seit den guten alten Acid Tagen, das Riffing ist, trotz Hardrockroots und Eingängigkeit, verdammt heavy, es überrollen einen die Gitarrenläufe praktisch. Dazu donnern Bass und Schlagzeu einen geradlinigen, dennoch mit hintergründigen Details gespickten Beat. Gewaltig? Oh ja! Epische Momente, schneller Heavymetal mit rockigem Ausdruck, ein dezent entfesseltes Feeling und eine Menge Wahnsinn prägen dieses Album. Die Boyz und das Girl sehen zwar ganz und gar nicht nach dem irren Metal aus, den sie da spielen, aber was tut das schon zur Sache, man sollte eben ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen, gerade in der heutigen Zeit. Irgendwie müssen Ravens‘ Head doch gekifft und zeitgleich noch Ekstasy geschmissen haben. Ihre Songs haben ein wahrlich losgelöstes Feeling und gleichzeitig die Kraft einer tollwütigen Dampflok. Das hier ist Heavysound der ehrlichsten Art. Es wird nicht mit sphärischen, ruhigen Momenten gegeizt, doch kommen die immer nur dann zum Tragen, wenn es der Sache, sprich der Atmosphäre dient. Allerdings ist es auch nicht unbedingt schlecht, mal eine echte Ballade zu hören, wie das extrem relaxte, von wunderschönen Melodien getragene „Did you ever“, welches vor Melancholie nur so strotzt und doch eine sehr hoffnungsvolle Atmosphäre besitzt. Es ist eben noch nicht zu spät. Pure Magie wird hier offenbahrt. Ravens‘ Head sind keine typische Truemetalband, wie wir sie tagtäglich in fast schon inflationärer Zahl erdulden müssen. Keine schwuchteligen Trällermelodien, keine auf hart getrimmten Popsongs, dem Gaylord sei Dank! Und mal ehrlich, wen würde ein Song wie „The Gates of Hell“ nicht mitreißen, balladesk beginnend mit einer der ergreifendsten Melodien der Rockgeschichte, sich dann nach und nach steigernd bishin zu einer beinahe explosionsartigen Wendung in Richtung Powerriffing. Im stampfenden Mid Tempo entwickelt dieses Stück eine unglaubliche Wucht. Das Solo ist von erhabenem Irrsinn. Hier tut sich ein Hardrockklassiker auf, wie ihn einst Bands der Marke Winterhawk, Amulet, Y & T, Full Moon, Sorcery und Deep Purple gespielt haben könnten. Monumental, wirklich monumental, von mitreißender Eingängigkeit und gewaltiger Tiefe. Auf dieser Basis fußen hier alle Stücke, ob nun straight ahead oder episch. Die Soli spielen eine gewaltige Rolle, werden hingebungsvoll zelebriert und einem Notenfeuerwerk gleich inszeniert. Das Rhythmusfundament trägt den Geist des Hörers hinfort, die Seele, welche vom Gesang in Brand gesteckt worden ist. Zeitlos, jawoll ja, völlig Zeitlos ist diese Scheibe. Vielleicht erinnert einen die Produktion an die heutige Zeit, aber natürlich verdirbt sie den Charakter der Stücke nicht, wie leider bei vielen anderen Bands immer und immer wieder. Sie ist warm, lebendig, freundlich. Ravens‘ Head geben wirklich einen Dreck auf irgendwelche Dogmen, die ihnen vielleicht die Truemetalsippschaft aufdrücken wollen könnte. Sicher, dort könnte ein nicht unwesentlicher Teil ihrer Klientel hausen, aber deswegen sich gleich zum Affen machen und in Klischees suhlen, die ohnehin schon einen realsatirischen Zug angenommen haben, no fucking way. Hardrock und Metal gehen bei den Australiern Hand in Hand, marschieren einträchtig beieinander in Richtung Schlachtfeld Musikindustrie, wo sie hoffentlich eine Chance zum Marodieren bekommen. Wenn Rachel ganz frivol die Lippen spitzt und fragt: „Do yu believe“, was schreit Ihr da wohl? YES!YES!YES!YES! Killer!

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