SULA BASSANA - The night


(2009, Sulatron Records, Deutschland, 51.47 min)
01. In Space
02. Lost in Space
03. The Night
1. Part 1
2. Part 2
3. Part 3
4. Part 4
04. Meteorritt
05. Kosmokrator
Ein blubberndes Geräusch am Anfang, schon stößt man auf eine geheimnisumwitterte Melodie, welche sich eindringlich durch den gesamten Song zieht. Willkommen im Spacerockkosmos des Dave Schmidt aka SULA BASSANA. "In space" nennt sich der Opener mit der betörend mystischen Hauptmelodie, dem noch eine Acidelicvariante mediterraner Musik als Mittelpart zugefügt wird. Es ist reichlich melodisch für Spacerock, aber hier greifen auch die Attribute Psychedelic und Acidrock. "Lost in space" ist auf jeden Fall eine Spacerocknummer mit diesem Zirpen eines startenden Raumschiffs im Hintergrund, dünnem, aber packendem, vor allem stets monotonen Sequenzerrhythmus, einer hypnotischen Grundstruktur und darüber einer bedrohlich dunklen Melodie, das Instrument klingt wie eine rückwärts aufgenommene Orgel. Gesang gibt es auch, nun, eher mit halbwegs heiserer, komplett verhallter Stimme geflüsterte Satzbrocken. Die instrumentalen Passagen überwiegen und reißen Dich regelrecht mit sich. Du fängst an, Dir zu diesem betörenden Beat die Seele wegzutanzen, selbst wenn er für wenige Sekunden aussetzt.
Dave bewegt sich hier mit seiner Musik sehr dicht an den frühen Elektrokrautrock der 70er heran, hat aber durchaus auch eine Affinität zu britischem Spacerock derselben Zeitphase. Der mehrteilige Titelsong steht als nächstes auf dem Plan und das dunkle Synthesizergrollen mit ein paar darin begrabenen hellen Klängen und einer netten Leadgitarre, die ab und an etwas spielt ist ein schöner Anfang. Melancholisch und durchaus songorientiert mit melodischem Gesang geht es weiter und hat was von psychedelischem Spät 60er Singer / Songwriter Psych und gemässigteren Krautrockmomenten. AMON DÜÜL II hatten solche urigen Balladen, wie ich es mal nennen möchte. Die singende, verzerrte Leadgitarre bringt noch mehr 60er Flair hinein und vernebelt die Sinne ordentlich. In weiteren Unterabschnitten tänzelt das Stück leichtfüssig mit wundervoller Gitarrenmelodie umher, nimmt Fahrt auf und gewinnt an Intensität, verharrt jedoch kurz vor der Grenze zum Spacerock. Tolle Melodien sind das, die ich gerne einem ursprünglichen Genre zuordnen würde.
Aber guter Psychedelicsound lässt sich nicht in die Karten schauen. Die Melodien sind einfach schön, beflügeln Dich, zaubern Dir ein sanftes Lächeln auf die Lippen und wieder beginnst Du zu tanzen, tief hinein in die Vergessenheit, fort von allem Grauen und Farblosen, weg vom Regen. Zum Ende hin kommen große Gefühle ins Spiel, es wird relativ wild, obschon Melodien und eher gemässigtere Ausrichtung bleiben. Großes Kopfkino entsteht. Dies wird vom kurzen "Meteorritt" Spacerock wieder in die ursprünglichen Spacerockkanäle gelenkt und allen Emotionen zum Trotz, aller Wehmut, aller Liebe, taucht man mit Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxien, immer begleitet von freundlich zirpenden und zischenden Blubbersynthies und kleinen Weltraummelodien. "Kosmokrator" ist dann zum Abschluss noch eine tolle, an - und abschwellende Spacerocknummer, die Dich bis an den Rand des Universums und darüber hinaus treibt. Neben den treibenden Passagen finden sich auch schöne groovige Momente, die an 70er Hardrock der Marke BLACK SABBATH mit einer Unzahl an Effekten aufgepeppt erinnern. Tolle Leadgitarre, die Amis würden sagen "bloopy" oder "ambulance guitar", weil sie wie die Sirene eines US Krankenwagens klingt. Es ist ein voluminöses Singen und ihre Melodien sind kraftvoll, erhaben und wunderschön. Auch toll ist dieser verzerrte Bass, welcher nicht selten der Grundmelodie entscheidende Impulse gibt. Irgendwo kommt dann der Bruch kurz vor Schluss und der Song wird zu reiner kosmischer Musik, bei der nur noch wenig Melodie auftaucht, die dann aber umso geheimnisvoller wirkt. Schön ist die Sequenz am Schluss mit dem Gong, der mächtig scheppernd in die Weiten des Alls hinausdröhnt und dann quasi von einem schwarzen Loch angezogen rückwärts im Nichts verschwindet. Wow. Ein großes Stück Spacerock der Neuzeit und allein vom tollen Cover her schon ein Muss auf schwarzer Langrille, wenn man sie denn noch bekommt. Versucht es mal beim Meister persönlich, www.sulatron.com . Für mich eine der Entdeckungen diesen Jahres, wenn auch schon von 2009.

Kommentare

Lulu hat gesagt…
DAS nenne ich mal eine Rezension, da hat wohl einer mal wirklich GEHÖRT!

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