SULA BASSANA - Kosmonauts


(2010, D, Sulatron Records, 59.30)
01. Barbarella
02. Thora
03. Stella Star
04. Trillian
05. Pugar
Jo, fünf Songs in knapp sechzig Minuten, ein Album, welches "Kosmonauts" betitelt ist, das spricht für Musik abseits gängiger Popschemata und kommerzieller Plattitüden. Projektleiter Dave Schmidt, der hier unter SULA BASSANA auftritt, ist schon ein Meister der kosmischen Klänge, ob nun in die Rockecke tendierend oder eher dem elektronischen Musikbereich zuzuordnen. Er macht seine Sache auf diesem bereits 2009 als "Sulatronics 2" CDr erschienenen, dann 2010 im regulären CD Format mit neuem Coverartwork und leicht überarbeiteter Musik neu veröffentlichten Werk wahrlich gut. Auch wenn ich das mit der Popuntauglichkeit gar nicht so unterschreiben möchte. Gerade der Opener "Barbarella" trägt eine eigenwillige Eingängigkeit mit sich, wo passagenweise die helleren Synthesizer über dem natürlich spacig hypnotischen, repetativen Grundmuster beinahe den Charakter von Gesangsstimmen besitzen. So bekommt dieser Song einen sehr eingängigen Ausdruck, obschon man all der kleinen Details erstmal gewahr werden. Ein hübsches Details ist übrigens die eingesetzte Maultrommel, nicht nur auf "Barbarella" übrigens. Dave greift zu seltsamen Klangeffekten und das Ende des "Popsongs" ist auch fürwahr merkwürdig, so ein Durcheinander von Synthesizergeräuschen, die wie eine R2D2 Stampede klingen. Kult! Insgesamt ist dieses Album hier mehr elektronische Musik, denn straighter Rock. Der Spacerockansatz ist nach wie vor gegeben, aber fast sämtliche Instrumente, die mir so zu Ohren kommen, von der Maultrommel mal abgesehen, sind eben elektronisch, synthetisch. Sequenzer statt Schlagzeug, ein Synthiebass, Rauschen, Zischen, Zirpen und Blubbern, alles kommt aus der Maschine. Aber der Klang der Musik ist warm und insgesamt werden hier wunderschöne, gefühlvoll inszenierte Melodien in die hypnotischen Spacestrukturen eingewoben. Der Musik an sich ist eine tiefe Sanftmut mit auf den Weg gegeben worden. Man hört nicht einfach mit den Ohren zu, man lauscht mit allen Sinnen. Ich finde, dass trotz aller Elektronik ein jeder Song sehr handgemacht klingt. Im Gegensatz zu vielen Produktionen der neuen Rock - und Metalszene, wo man ursprünglich handgemachte Musik steril kalt und leblos präsentiert, hat Meister Schmidt hier den Weg in die andere Richtung eingeschlagen, lebendige Musik auf Synthesizerbasis zu erschaffen. Die 70er sind natürlich auch hierfür Quell der Inspiration, die elektronische Musik jener Pioniertage ein Vorbild, dem es nachzueifern und das es zu überflügeln gilt. Nun will ich mal behaupten, dass SULA BASSANA hier die besten Momente eingängigerer TANGERINE DREAM -, KRAFTWERK - oder CLUSTER Nummern weiterführt, wobei mich die Wärme der Sounds an NEU und LA DÜSSELDORF erinnert. Ich mag mich irren, aber ich denke, dass ich den Kern der Sache schon erfasst habe. Die Musik hier pulsiert in den weniger direkt melodischen Augenblicken gleich einem gewaltigen Lebensstrom durch Deine Sinne. Gesang gibt es auf der Scheibe nicht oder ich habe ihn in dem Trancezustand, in den mich die Stücke versetzen, nicht bewusst wahrgenommen. "Kosmonauts" ist eine Platte, die sehr auf das Unterbewusste zielt. Trotz der Tanzbarkeit aufgrund der unwiderstehlichen Sequenzergrooves ist da noch mehr, ein meditativer Aspekt. Aufwühlende Momente sind eher selten, wobei zuweilen verstörende Maschinenklänge vorkommen. Zutiefst emotional allerdings ist diese Scheibe und gewissermaßen sinnlich. Ich für meinen Teil hab die CD allein vor diesem Review dreimal gehört und ich komme davon nicht weg. Sehr auf den Rhythmus aus ist die Nummer "Trillian", wobei ich mich nicht mit den Stilen auskenne, die Dave hier als Inspiration rangezogen hat. Das Stück braucht Zeit zur Entfaltung, wie halt die gesamte CD vom Hörer die Zeit fordert, sie in ihrer vollen Pracht zu erfassen. Das Leben ist eben ein Entfalten und kein Anhäufen. Das ruhige, flächige "Pugar" als Abschluss ist sogar einer meiner Favouriten auf diesem Album, nicht allein wegen der schönen melodischen PINK FLOYD Gitarre. Dies könnte auch ein "verlorener" Song aus den "Rubycon" Sessions von TANGERINE DREAM sein, obschon ich SULA BASSANA für elektronische Musik ohne Gesang eine Menge Charisma attestieren möchte. Dave hat es schon geschafft, nicht nur durch ein Gitarrenspiel wie das seines Namensvetters, sondern durch packende, sanft und unaufdringlich mitreißende Kompositionen, meine Seele in Brand zu stecken. Ich könnte mir "Pugar" übrigens als wunderbare Musik zum alljährlichen Lichterspektakel bei der Künstlerkommune Glückstadts während unserer "Kulturnacht" vorstellen. Kopfkino, größtes Kopfkino! Gratuliere, Meister Schmidt, wiederum eine tolle Platte gezaubert. Wer sich HAWKWIND, KRAFTWERK, CLUSTER, NEU, TANGERINE DREAM und andere Space / Elektro Helden mit sehr großer Leidenschaft reintun kann, der soll gerne bei diesem Album zuschlagen. Es gibt eine Menge elektronischer Musik, aber selten ist eine so lebensnahe CD gelungen.

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