ELECTRIC MOON - Inferno



(2011, Deutschland, Sulatron Records, 66.16 min.)
01. Mental record
02. Inferno
Zwei Songs auf etwas über einer Stunde Spielzeit, nach geschmeidiger Popularmusik zum Tanzen klingt das nicht, ebenso wenig nach straightem Riffrock’n’Roll der Marke AC/DC. Und fürwahr, hier haben wir die neueste CD der deutschen Jamrockband ELECTRIC MOON, bei welcher WELTRAUMSTAUNEN / ZONE SIX / SULA BASSANA – Kreativkopf Dave Schmidt alias Suna Bassana als einer der drei spirituellen Pole mitmischt. Die Hauptinitiatorin dieser Jamgruppe nennt sich Komet Lulu, spielt den zuweilen sehr diszipliniert monoton gehaltenen Bass und sorgt mit Drummer Alex (dem wohl einzig Erdgeborenen hier) für ein hypnotisches Rhythmusfundament. Und was kann man von solchen Haudegen der aktuellen Spacerock / Psyche Szene in Deutschland anderes erwarten, als herrlich abgeflogenen Sound. Und da sind wir dann auch schon mittendrin im Inferno, allerdings noch nicht im Titelstück, sondern einem knapp vierzehneinhalb Minuten andauernden Jamrocker mit Namen "Mental record". Versucht gar nicht erst nach eingängigen Melodien zu suchen, genießt das ekstatische Spiel Daves auf den pulsierenden Rhythmen. Über längere Abschnitte hinweg, gerade beim Titelstück, halten ELECTRIC MOON rhythmisch unbeirrt den Kurs, nur selten wird dieser Jam von kurzen Taktwechseln in andere Bahnen gelenkt. Grundlagen ihrer Monsterimprovisation sind Bluesrock und Hardrock zwischen den späten 60ern und frühen 70ern, was gerade die feurige Gitarrenarbeit immer wieder durchscheinen lässt. Diese Grundlagen werden allerdings in einem Acidbad komplett aufgelöst, dann im brodelnden Psychedlichexenkessel verdampft und hinterher als feines Stilpulver mit dem Bindestoff Krautrock wieder zu etwas zusammengesetzt, das dann eben der Weltallmusik ELEKTRIC MOONs entspricht. Man hat auch leisere, sachtere Töne angeschlagen, die immer wieder ein willkommenes Atemholen für den Zuhörer darstellen, sofern er nicht schon längst vollständig weggetreten ist. ELECTRIC MOON fördern übrigens auch das imagintive Zuhören, eben das Zuhören mit dem Herzen, mit der Seele, das Wahrnehmen dessen, was oberflächlich gar nicht da zu sein scheint. Die perfekte Musik zur spirituellen Befreiung. Ich persönlich habe bereits von eigentlich Freakmusik nicht abgeneigten Freunden schmähende Kommentare für diese Scheibe geerntet, darauf klarzukommen ist nicht jedem in die Wiege gelegt. Aber wer sich erstmal mit ELECTRIC MOON einlässt, der wird Gefangener seiner Sucht sein. Das kann ich beschwören.

Kommentare

Lulu hat gesagt…
Wow, dankeschön! :)

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