CAUCHEMAR - La vierge noir (Nuclear War Now, 2010)



(Nuclear War Now, Kanada, 2010)
01. Le voile d'Isis
02. Magie rouge
03. Valse funèbre
04. Les ailes de la mort
05. Le gardien de la Terre

Weiter geht es mit Musik. Die schöne Annick Giroux und ihre Mannen habe ich im Frühjahr als Hauptattraktion eines schwermetallenen Konzertabends im Bambi Galore in Hamburg - Billstedt gesehen, wo meine Freunde AGRIMM DOOMHAMMER (u.a. Ex RITUAL STEEL) einen meisterhaften Gig hinlegten. Der episch heroische Heldenmetal der Opener passte perfekt zum wesentlich dunkleren, mystischeren Sound der Frankokanadier. Das Debütalbum "Tenebrario" (Review folgt) kaufte ich mir sofort, die diesem Review zugrundeliegende "La vierge noir" EP (2010) fiel mir erst jetzt in die Hände. Aber die Wartezeit von einem knappen halben Jahr hat sich gelohnt, denn die fünf Songs, allen voran die Hymne "Les ailes de la mort" sind für jeden fanatischen Anhänger klassischer Metallschmiedekunst ein Ohrenschmaus. Auf dieser EP spielt Annick noch selbst den Bass und singt.

Das Powertriofeeling beherrscht die gesamte EP. Mein Exemplar ist eine Picture 12", die Nuclear War Now! 2012 anlässlich diverser Touren der Kanadier ihrer ersten CD Auflage hintenanschoben. Ein bezauberndes Stück Vinyl, trotz der relativ spartanischen Aufmachung, erworben beim guten Patrick von Iron Bonehead.

Abwechslungsreich geht "Le voile d'Isis" gleich als Opener in die Vollen, mit treibendem Strophenpart und einigen sehr sphärischen, dabei druckvoll kräftigen Refrains. "Magie rouge" ist eher gemässigter Natur, sehr dunkel, mystisch und eindringlich, rhythmisch spannend und erhaben. Annick schwebt wie ein schwarzer Engel über dem leicht verdrehten Bass und Schlagzeug Fundament, der Refrain fließt dann sanftmütig aber bestimmt über Dich als vollkommen in der Zaubermelodie versunkenen Hörer hinweg. Es könnte ein altes Volkslied sein, welches hier mit Rockinstrumentation nachempfunden wird, der Ausdruck des Stückes schafft eine sehr anregende, ich sage mal heidnische Atmosphäre. Ein leicht schleppender Doomrockpart in der Mitte macht die ganze Sache rund. Mir fällt dabei auf, dass es kein wirkliches Solo von Gitarrist Francois gibt. Aber das Stück an sich ist vollkommen wie es ist.

"Valse funèbre" treibt gemütlich nach dem Umdrehen als Opener der B Seite. Annick singt eine einfache, straighte, aber eindringliche Melodie. Der Refrain wirkt eher geheimnisvoll, die Melodie erzählt eine sinistere Geschichte, der Schlagzeugrhythmus schleppt sich stampfend voran und man bekommt das Bild eines irgendwie waidwunden, mit letzter Kraft vorwärts stolpernden Mannes vor das geistige Auge, der gerade den schrecklichsten Horror ever überlebt hat. Schöner Song, wieder ohne Solo von Francois. Gehört wohl zum Gesamtkonzept.

"Les ailes de la mort" bewegt sich in gemässigtem Gallopp, erzeugt von allen Instrumenten. Annick singt darüber eine schlichte, aber schöne Strophenmelodie und legt mit dem Refrain die Hymne schlechthin vor. Ich liege auf den Knien und bekomme diese wundervolle Gesangslinie nicht aus dem Kopf.

Da hilft auch der entspannt dahintrottende Erdengärtner (Le gardien de la terre) nichts. Der Song ist gut, gemächlich, schön heavy und hypnotisch. Die Atmosphäre ist hier recht hell und der Ausdruck erdiger, dem Feeling klassischen 70er Heavy Metals näher. Ohne Scheiß, mit Halford am Gesang und ein paar Soli von Tipton wäre das hier ein perfekter Song für "Sad wings of destiny". Tja, entsprechend möchte ich CAUCHEMAR hier attestieren, dass sie ein perfektes Retrometalvergnügen initiieren, das musikalisch in die Jahre 1975 bis 1980 zurückgeht. Geil finde ich den Sound der Gitarre, die ihre Kraft eher aus dem wuchtigen Spiel des Francois Patry, denn aus einem über alle Maßen verzerrten Klang zieht.

Die Musik der Frankokanadier wirkt lebendig und sie befällt Dich regelrecht, setzt sich tief in Deinen Sinnen fest. Bei aller Liebe zu ordentlichen Gitarrensoli bin ich der Meinung, dass sie dieser vollkommenen EP nichts an Aussage hinzuzufügen gehabt hätten, es entsprechend auch ohne geht. Ganz tolle Scheibe! Für 17,00 Euro u.a. noch bei www.ironbonehead.de zu bekommen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Friedhof - same

THE HAND OF DOOM - Poisonoise Reissue

Doc Rockit - Doc Rockit