Paolo Rustichelli / Carlo Bordini - Opera Prima (1973, Italien, BMG Ricordi)


(LP/CD, 6 Songs, 40.20)
01. Nativita
02. Icaro
03. Dolce sorella
04. Un cane
05. E svegliasi in un como
06. Cammellandia
Hier gibt es keinen Bass zu hören, keine Gitarre, nur Schlagzeug, ein ganzes Arsenal an Tasteninstrumenten und sehr ruppigen Gesang, der in seiner ebenso kaputten wie charismatischen Art kaum zum symphonischen Progrock der beiden Italiener passen will. Das Album fesselt und fasziniert mit seiner Vielfalt an Klavier -, Synthesizer -, Orgel - und Mellotronläufen, die oft in mehreren Schichten übereinandergestaffelt einen sehr dichten Klangteppich ergeben. Mal baut sich eine gewaltige Woge verdrehter Melodien auf, die mit dem britischen Progrock a la ELP verwandt, in ihrer konsequenten Ausrichtung gen Tasteninstrumente aber wesentlich kompromissloser wirken. Carlo Bordini ist ein erstklassiger Drummer, der genau weiß, wie er die einzelnen Abfolgen zu akzentuieren, sogar wann er die Stöcke stillzuhalten hat. Bei den oft geheimnisvoll klingenden Spaceparts wirbelt er einem rasenden Dervish gleich über Becken und Toms, zeigt seine Besessenheit von dieser Musik, die Elemente von Klassik und Jazz, aber auch von traditioneller Musik in einem Rockzusammenhang verbindet und gerne auch sanfter, gefühlvoller angelegt sein kann. Es gibt wunderschön fragile Stellen von pastoraler Schönheit, dann auch kalte Düsternis, in der die Keyboards wie fleischgewordene Maschinen agieren. Immer wieder greift Mastermind Paolo Rustichelli auch ganz selbstbewußt zum Mikro und krächzt sich einen zurecht, was einem schon den Spaß an dieser Musik etwas vergällen kann, wenn man sich nicht auf seine ruppige Gesangsweise einzulassen vermag. Mir gelingt dies ganz gut und ich finde, daß er den zuweilen vorherrschenden Schönklang während der Gesangspassagen eindrucksvoll kontrapunktiert. Wie gesagt, ELP in kompromisslos, das gilt auch für die Vocals. Ein Schmusekater wie Greg Lake hätte hier gnadenlos verloren. Durch die Vielschichtigkeit der Arrangements wird man viele Details nicht gleich beim ersten Hören erkennen, man muß sich regelrecht in diesen Klangstrom hineinfühlen, langsam vortasten, die Scheibe mit intensiver Aufmerksamkeit bedenken, bevor sie ihre vollkommene Pracht entfaltet. Progliebhaber sollten nicht zögern, denn hier gibt es Symphonicprogrock ohne die typisch italienischen romantischen Elemente. Wertung 85 %

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