Nuova Idea - In the beginning (1971, Italien, ARISTON)


(LP/CD, 5 Songs, 36.01)
01. Come come come (vieni vieni vieni)
02. Realtà
03. La mia dcelta
04. Non dire niente (ho già capito)
05. Dela amore
Dieses Album stammt noch aus der Frühphase des italienischen Progrocks, dementsprechend stark orientiert sich die Band an englischen Vorbildern wie URIAH HEEP, BEGGAR'S OPERA, ARZACHEL oder den MOODY BLUES, immer mit einer hardrockigeren Kante versehen. Der Opener ist eine zwanzigminütige Suite, die mit klassisch inspiriertem Orgelprog beginnt, dann jedoch rasch in relativ entspannten, fröhlich klingenden Powerpop mit Fuzzgitarren umschlägt und hier eine Weile verbleibt, bis eine ruhige, lyrische Passage ein neues Kapitel einleitet. Weiter geht es mit romantischem, melodischem Bombastpoprock, bei dem die verzerrte Gitarre jedoch ordentlich brodelt und die Chorgesänge den Hörer in Frühlingsstimmung versetzen. Urplötzlich schlägt der Song um, zuerst kommt ein ellenlanger Solopart des Schlagzeugs, dann ein paar jazzige Läufe, schließlich geht es zurück in wilden, sehr fetzig gespielten Klassikrock mit Orgel und einer Leadgitarre, wie sie u.a. der gute Jimi Page zu LED ZEPPELIN Debützeiten gerne gezupft hat. Fett! Gerade die Mischung aus spannendem Protoprog, gerade beim monumentalen Ende des Stückes spürbar, und poppigerem, dennoch hartem Rock mit einigen balladesken Anklängen bringt die Seele in Wallung. Abhilfe schafft da eine bittersüße, pathosbeladene und doch wenig kitschige Ballade, die an zweiter Stelle des Albums steht und sich rasch als einleitender Satz eines treibend harten Rocksongs mit geheimnisvoller Gesangsmelodie und tollen Flöteneinlagen entpuppen will. Aber nein, auch hier wurden wir getäuscht, denn da ist wieder der liebenswerte Schmalz italienischer Balladenkunst. Es scheint sich um eine ruhige Strophe und einen wilden Refrain zu handeln, denn gleich nach dem Schönklang folgen wieder pumpender, dampfender Hardrock mit Flötenbegleitung und ein furioses Gitarrensolo, dann ein wildes Crescendo aller Instrumente zum Schluß. Reine Progfanatiker mögen hier eventuell noch nicht so begeistert sein, weil die Scheibe doch relativ straight und groovend rockt, aber wer den Tellerrand überblicken und gute Musik für sich entdecken mag, der liegt richtig. Mich erinnern NUOVA IDEA erstaunlicher Weise an die frühen Alben der ungarischen Kultband OMEGA, die eine ähnliche Kompositionsweise an den Tag legten. Powergitarren, romantische Melodien, röhrende Orgeln und eindringlicher Gesang. Die Italiener sind übrigens keinen Deut schwächer als sämtliche Kollegen zwischen Stockholm, Berlin, London, Brüssel und Den Haag. Und selbst die Balladen stehen ihnen zu Gesicht. Man kann durchaus gefühlvolle Songs mit Kuschelfaktor ohne zuviel Kitsch inszenieren, aber natürlich ist bei jedem Hörer die Schmalzgrenze anders hoch gelegt, es kann also sein, daß ich da relativ schmerzbefreit rangehe. Aber mir gefallen diese sanften, sich während ihres Ablaufes jedoch immer wieder steigernden Kompositionen. NUOVA IDEA haben eine sehr charismatische Art, den musikalischen Standardphrasen ihrer Zeit noch einiges an Eigenständigkeit abzuringen, daher ist dieses Machwerk zwar rasch kategorisiert, wird aber durch seine Frische und Leidenschaft den Hörer über lange Zeit wieder und wieder fesseln. Wertung 85 %

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