Emperor - Anthems of the welkin at dust (Candlelight, 1997, Norwegen)


(LP, 8 Songs, 43.58 min.)
01. Alsvartr (The oath)
02. Ye entrancemperium
03. Thus spake the nightspirit
04. Ensorcelled by khaos
05. The loss and curse of reverence
06. The acclamation of bonds
07. With strength I burn
08. The wanderer
Ein geheimnisvoller unverzerrter Gitarrenlauf mit dunkler, leicht folkiger Atmosphäre eröffnet das Zweitwerk der norwegischen Kultblackmetaller EMPEROR, die sich hiermit von allem tumben Getrümmere entgültig verabschieden und progressiven Klängen zuwenden. "Alsvartr (The oath)" wurde von Onkel Euronymous komponiert, dem früh dahingemetzelten Mastermind der großen MAYHEM (aber erst ab dem "De mysteriis dom sathanas" Album, die "Deathcrush" war, mit Verlaub, völliger Spritzwurf). Langsam baut sich dieser Song auf, wird dunkler, morbider, monumentaler und mystischer, entwickelt sich zum Ende hin zu einem hymnischen Schlachtengesang, bevor es rasend schnell und furios zum Blackmetalgeschehen übergeht. "Ye entranceemperium" tost und knallt wie tollwütig, zeigt aber gleichzeitig eine Band, die Kontrolle über das Chaos hat. Die Riffs sind oft nicht unbedingt wirklich harmonisch, aber genau diese Schrägheit macht ihren Reiz aus. Die Komposition an sich ist geradlinig, sehr pompös und gewaltig. Es kommt zu melodischeren Einschüben, die Progrockeinflüsse erkennen lassen und das inmitten eines urgewaltigen Metalgewitters. EMPEROR klingen hier fast schon wie ein gewaltiges Orchester. Die Keyboards halten eine wichtige Rolle auf diesem Album inne, obschon sie das Material nicht verwässern, sondern umso intensiver werden lassen. Mich hat es elf Jahre gekostet, in diese Melange aus Krawall und Kreativität hineinzutauchen und mich von ihr fortspülen zu lassen, nun ist es soweit. Oh wie wundervoll ist das Entdecken, wenn die Band rasend vor Wut krankhaftes Riffing entfesselt, dazu in einem Höllentempo die Rhythmen hinausdonnert und immer wieder in hymnische Gefilde abdriftet, mal bei den ganz extremen Passagen, mal in gemässigteren Momenten. "Ensorcelled by khaos" ist solch ein Stück, das vor Kreativität übersprüht. Raserei, Hass, dann ein Moment des reinen Klassikbombasts und danach ein rauher, kratziger und doch mit ergreifenden Melodien bestückter theatralischer Abgang, kurz bevor eine Brücke nur mit epischen Riffs und kratzig grollendem Gesang darüber wieder gen Krawall deutet. Falsch, sie führt Euch in die Irre, denn wieder kommt diese schöne theatralische Passage mit grandiosem Chorgesang. Dieses Element haben EMPEROR auf "Anthems of the welkin at dust" stärker als zuvor ausgebaut, was der Musik nur zuträglich ist. Krawall bricht wieder über den Hörer herein, aber das Riffing ist sehr eindringlich, das Tempo wird gewechselt, die Passagen stehen und fallen in kurzen Abständen, ohne den Song aber zu chaotisch wirken zu lassen. Das einzige Problem, neben der extremen Ausrichtung natürlich, für Progfreunde, dürfte bei diesem Album der klirrende Sound sein, der die Musik verzerrt darstellt. In den eruptiven Passagen kommt das natürlich hervorragend, bei den schwelgerischen Momenten muß man sich erst an die spröde Art des Klangbildes gewöhnen. Aber das klappt rasch. Auch die B Seite meiner alten LP macht keinen anderen Eindruck als die A Seite. Hier gibt es Songs zu entdecken, die sich zwar aus einigen geraderen Abschnitten zusammensetzen, durch das rasche Wechseln aber den Hörer zur Aufmerksamkeit zwingen. Die vielen filigranen Feinheiten hier sind natürlich durch den räudigen Blackmetalklang nicht sofort zu entdecken, aber genau das ist der Vorteil des Albums. Du willst es hören, willst tiefer und tiefer in diese geheimnisvolle Soundwelt eindringen und ihrer Schätze gewahr werden. "The loss and curse of reverence" wurde ja als Maxi ausgekoppelt und das mit gutem Grund. Ein sehr ausladendes, episches Stück tut sich auf, hier und da mit blackmetallischen Standardphrasen um sich werfend, dann wieder in mittelschnellen, tänzelnden Abläufen herumschwingend, über und über gespickt mit bildschönen Ornamenten von Keyboards und Gitarre. Oder das folgende "The acclamation of bonds", meine Güte, hier ersäuft die Band beinahe in symphonischer Urgewalt, bildet quasi das schwarzmetallische Pendant zu Spätsiebziger ELOY oder dem britischen Pompprogrock der 80er wie PALLAS und IQ. Verdreht und doch nachvollziehbar. EMPEROR schaffen hier große Kunst. Dem gemeinen Blackmetalbubi wird das eventuell schon zuviel gewesen sein, alleine die spacigen Synthieläufe bei "The acclamation of bonds" im verspielten Mittelteil, aber Ihsahn und seine Mannen ziehen kompromisslos ihr Ding durch. Egal ob es pure Gewalt oder intelligent virtuose Zerstörungswut sind. Ich für meinen Teil bin nicht immer in der Stimmung für derlei derbe Kost, aber wenn mir abenteuerlich zumute ist, dann sind EMPEROR meine Wahl.
93 % soll meine Wertung sein, weil der Klang einige Feinheiten einfach zermatscht.

Kommentare

preacherman hat gesagt…
I want you to know that I really liked your blog. Cool music!!!!!
Keep up the great posts!

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