Circle - Forest (Ektro Records, 2005, Finnland)


(CD, 4 Songs, 46.01 min.)
01. Havuportti
02. Luikertelevat lahoavat
03. Ydinaukio
04. Jäljet
Ein krautiges Unterfangen ist es, worauf ich mich mit diesem Album der finnischen Band CIRCLE eingelassen habe. Mein Freund Jussi Lehtisalo von Ektro Records (http://www.ektrorecords.com/) ist einer der beteiligten Musiker und hat mir freundlicherweise ein paar Alben zukommen lassen. Gleich reingegriffen, eine CD aus dem Stapel gezogen, eingeworfen und dann abgeflogen.
CIRCLE beginnen den bunten Spacereigen mit dem fast dreizehnminütigen "Havuportti", der auf einer recht monotonen Grundstruktur aufgebaut ist und den Hörer richtig in sich aufsaugt. Ich höre akustische Percussions, schwebende, surrende Synthesizer, ein paar zurückhaltende Vocals, alles mit bekiffter Hippiestimmung, sehr freimütig gespielt, dennoch gut strukturiert.
Akustische Percussions klimpern auch bei "Luikertelevat lahoavat" hinter der Akustikgitarre herum, die irgendwo zwischen Blues und Folk einen immergleichen Lauf spielt. Kongas bollern darunter einen straight rollenden Beat. Eine sinistere Orgel tritt hinzu, dann mystische, textfreie Choräle und abgeflogener Sprechgesang in sparsamer Dosierung. Auch hier ist wieder Krautpsychedelicfolkalarm gegeben. Wahrlich hypnotisch und ätherisch ist dieses Stück Musik, im weiteren Verlaufe mit noch einem hineinblubbernden und zwitschernden Synthesizer und merkwürdig verhalltem Tosen und Grummeln aufgebauscht in kosmische Bereiche hineingleitend. Vieles hier scheint eher improvisiert denn komponiert zu sein, was mich deutlich an die alten Avant Garde Pioniere aus Deutschland erinnert. FAUST haben hier mit ihrer konsequenten Ablehnung von musikalischen Strukturen die Aufgabe des Paten übernommen, POPOL VUH, TANGERINE DREAM, KLUSTER, DEUTER, das sind weitere Namen, dieses Mal aus der elektronisch - spacigen Ecke, die mir als Einflüsse in den Sinn kommen. Ein wilder Freakout!
"Ydinaukio" ist mit knapp über sechs Minuten Länge der kürzeste Track und beginnt mit düsterer Akustikgitarrenlinie und ebenso morbidem, total zugedrogt wirkendem Acidbluesgesang. Hippiesk kommen die Glöckchen, Rasseln und anderen hier hineingeworfenen Percussiontöne, dann baut sich im Hintergrund auf einmal eine sehr abgefreakte Klangwand auf, bevor Bass, Gitarre und Gesang eine bluesige Struktur erschaffen, auf die nun auch der Gesang passen will, allerdings immer mit sirrenden Synthies überlagert, spacigen Orgelspulen im Rückwärtsgang und sonstigen Verrücktheiten, die eigentlich bereits 1974 abgeschafft worden sein sollten. Ha! Dachtet Ihr Euch so!
CIRCLE ist mit dieser Scheibe ein avant gardistisches Meisterwerk gelungen, welches nicht unwesentlich charismatisch erscheint. So sehr sich Jussi und seine Mannen auch bemühen, der echten Musik ärgster Feind zu sein, es sind Restelemente von Melodien erkennbar, die den roten Faden liefern.
Nun, "Jäljet" haben wir ja noch nicht gehört, da graust es mir schon ganz angenehm vor. Auf den ersten paar Sekunden ist so gut wie gar nichts. Ein maschinelles Dröhnen weit im Hintergrund, immer wieder kurze Geräusche, als würde jemand vergeblich einen Kassettenrekorder dazuschalten wollen, freakig und doch sehr spannend, wenn man sich denn darauf einlassen und ans andere Ende der Musik genannten Klangerzeugung reisen mag, so weit wie nur eben möglich fort von Melodien und Eingängigkeit. Die Sounds vom dazugeschalteten Kassettenrekorder kommen häufiger, werden erkennbarer, es sind aufgenommene Stimmen und dergleichen. Urplötzlich schwingt der Song in eine ganz andere Richtung, wird zu einem recht melodischen Hippiekrautfolkstück mit akustischen Instrumenten und dem schon gewohnten schnodderigen Gesang. Erst läuft diese Spur viel zu langsam, wird schneller und endet dann auf der Originalgeschwindigkeit. Eine entspannte Atmosphäre macht sich breit, die mich an Bands wie NEU oder LA! DÜSSELDORF erinnert, auch an gemässigtere FAUST. Synthies blubbern irgendwo spacig herum, man schwebt durch die Zeit auf dem Rücken von verträumt wirkenden Notensträngen.
Für Freunde typisch krautig - spaciger Klänge abseits aller Mainstreamsounds ein gefundenes Fressen. Ich gebe mal 89 von 100 % als Wertungsmaßstab.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Friedhof - same

THE HAND OF DOOM - Poisonoise Reissue

Born in 1974...die Top Alben