Ice - Saga of the Ice King (Storm Records, 1979)


(CD / LP, 9 Songs, ca. 31.36min.)
Tracklist:
01. Early days
02. The Ice King
03. Asgard
04. The bridge
05. The feast
06. Dawn of the battle
07. Aftermath
08. Journey into exile
09. Reprise
1979 und England, wer denkt da bei Rockmusik nicht an die NWOBHM oder britischen Punkrock, aber weit gefehlt. ICE waren eine klassische, mit psychedelischen und progressiv - epischen Motiven hantierende Band aus den Midlands, deren Leader Mick Rutherford (nicht mit dem Genesis Mitglied identisch) u.a. bei Alexis Korner in der Bluesband gespielt hat. Nun, was bot uns diese Truppe? Der Opener "Early days" hat einen lockeren, fast schon folkigen Charakter, obgleich er rockig instrumentiert ist und dementsprechend gespielt wird. Schön, nicht übertrieben wirr und freakig. Das Quasititelstück schließt sich an. Ein sanft dahintreibender, melancholischer Song mit coolen Leadgitarren und betörendem Mellotronteppich, der durchaus einer gewissen Grundintensität nicht entbehrt. Der Gesang könnte durchaus aus der NWOBHM stammen, mittelhoch, emotionsgeladen, natürlich. Episch wird es mit "Asgard", welcher von treibendem Rock bishin zu schwebend folkigem Sound eine große Spannweite zeigt. Es sind musikalische Elemente zu hören, die man eigentlich zehn, elf Jahre vor dieser Scheibe gerne auf seine Platten genommen hat. Nicht übertrieben psychedelisch, aber entspannt, gefühlvoll, auch nicht unmelancholisch. Dieser Song ist einprägsam, auch wenn er nicht innovativ erscheint für die Zeit seiner Veröffentlichung, er ist packend und leidenschaftlich, gerade wenn die Band an Power zulegt. WISHBONE ASH werden oft als Vergleich herangezogen, dem möchte ich stattgeben, denn eine ähnliche hymnenhaft ausgerichtete Epik legten auch ICE an den Tag. "The bridge" wird von einem Jagdhorn eingeleitet, welches einen kurzen Lauf spielt. Mit akustischer Gitarre wird dann eine sanfte, verträumte Melodie gesponnen, die so urbritisch nach viktorianischer Musik klingt. Diese Momente erinnern mich an AMAZING BLONDEL und ähnliche progressive Folkbands. Bezaubernd, zu Tränen anrührend ob seiner Schönheit, eine fast schon unwirkliche entspannte Gelassenheit verströmend. Auf akustischer Gitarre basiert auch das Stück "The feast" mit sehr mystischem Ausdruck. Insgesamt fällt auf, daß der Klang sehr dumpf ist, ob das an den Umständen der Aufnahme liegt oder an der mir vorliegenden Kopie, ich kann es nicht beschwören, tippe aber schon auf das Studio. "Dawn of the battle" an Platz 6 beginnt wieder mit einem Jagdhornsound, ein langsamer, zutiefst melancholischer Song mit gelegentlich verzerrten Gitarren entwickelt sich daraus, schwebt in sich versunken dahin, greift irgendwann einen Marschrhythmus auf, an dem einzig die Snaredrum beteiligt ist, während alle anderen Instrumente schweigen. Hiernach gibt es eine Hardrockeruption mit treibenden Strophen und einem donnernden, aber unbesungenen Refrain mit unterlegtem Bolerorhythmus. Das hat schon was von den epischeren NWOBHM Bands. Die Heavygitarren brodeln regelrecht, die Soli sind entfesselt, obschon alles sehr entspannt abläuft. Toll! "Aftermath" ist eine experimentelle Überleitung mit durch Hall und Echoeffekte verfremdetem Drumming, welches an die kosmische Musik aus Deutschland um 1970 herum erinnert, KLUSTER, TANGERINE DREAM, ERUPTION oder ORGANISATION / KRAFTWERK. Strange und etwas kurz, aber auch stilistisch nicht die Grundhaltung der Band. Die legt mit "Journey into exile" einen fast fröhlichen, entspannten Hardrock vor, der selbst für Glamverhältnisse nicht fetzig genug wäre, aber doch eine sehr positive Ausstrahlung besitzt. Ein schönes, unspektakuläres Stück. Als Abschluß wird "Reprise" geboten, zuweilen hardrockig, zuweilen verspielt, immer instrumental. Mein Fazit ist, daß sich dieses Album für offenherzige Freunde des 70er Rocks im Umfeld progressiver und harter Klänge durchaus lohnt, weil es eine eigensinnige Aura offenbart und die Songs auf gewisse Weise einprägsam sind. In den 90ern gab es auf dem KISSING SPELL Label eine Wiederauflage auf LP und CD, die inzwischen ausverkauft sein sollte. Vielleicht erbarmt sich ja noch ein Label dieses versunkenen Schatzes. Ein großer Klassiker ist es nicht, aber eine angenehme und nicht unoriginelle Scheibe Ende der 70er. 87/100

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