Lester Maddox - Gothic lore (Vinyl classics)



(1986, DRD Records, USA, 38.36 min)
01. Fairy Tales
02. White Power
03. Starchild
04. Fire Giver 05:01
05. Egypt (The Chains Are Off)
06. In The Heat Of The Night
07. Take Me Home (Live)
08. Well Here We Are
Noch eine dieser verrückten, komplett obskuren und kauzigen Undergroundbands aus den USA, die Mitte der 80er ihr Unwesen treiben durften und es sogar auf zwei Scheiben in Eigenregie gebracht haben, siehe Metal Archives. Und diese LP war jeden Pfennig der 110,00 DM wert, die ich vor gut 10 Jahren dafür hingelegt habe. Perfektion ist hier ein Fremdwort, dafür ist das Feeling der Musik einfach betörend. Die Riffs brodeln nur so aus den Boxen, walzen sich einem ewigen Lavastrom gleich voran, obschon die Band kein wirklicher Doommetal bzw. nur doomy angehaucht ist. "Fire giver", der vierte Song der A Seite ist schon recht düster, doomig und dämonisch, was an dem extrem dreckigen Gesang liegt und dem Hang des Shouters, die Satzenden mit einer Art Gelächter zu beehähänden. Seine Melodien sind verquer und doch einprägsam, allerdings weit entfernt von Mainstreamgeschmeidigkeit. So auch der Sound der Scheibe, der räudig, rotzig, dreckig und bodenständig ehrlich klingt. Heute würde so nicht einmal ein Livedemo einer Undergroundblackmetalband tönen, 1986 hat man noch offizielle Alben derartig klingen lassen und womit? Mit Recht! Denn der Sound trägt extrem zur schaurigen Atmosphäre der Platte bei. Die A Seite hat noch das hymnische "Starchild" mit mächtigem Chorus zu bieten, das sinistere "White power" (kein Nazitext...hier geht es in die spirituelle Ecke) und einen weiteren hymnischen Track, den Opener "Fairy tales", wo ebenfalls dieses ziegenhafte Gegackere bei den Satzendungen für Gänsehaut sorgt. Die Mucke ist nicht wirklich schnell gespielt, vielleicht konnten die Jungs das auch nicht, aber das ist egal, denn die Atmosphäre voller dunkelster Magie raubt dem Hörer direkt den Verstand. Und wir sind erst bei der ersten Albumhälfte. Das Vinyl an sich war echt eine Frechheit, hauchzart wie ein Minzplättchen und immer auf dem Sprung...naja, mein aktueller Billigplattenspieler hat da keine Probleme, welch Glück. So kann ich mir diese Favescheibe von mir immer wieder ohne Qualitätsverluste tieftun. B Seite aufgelegt und ab dafür. "Egypt (The Chains Are Off)" stakst im unteren Mid Tempo herum, ist sehr, sehr mystisch und behandelt, wie ich mir vorstellen kann, den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Die brodelnde Leadgitarre über dem simplen, aber effektiven und verspielt wirkenden Bass / Schlagzeug Fundament raubt Dir nahezu den Verstand. Das Spiel ist sehr locker und entspannt, aber zu jeder Sekunde spannungsgeladen. Die Songs an sich mögen nicht riesig spektakulär wirken, aber in ihrer Tiefe schlummert eine gewaltige Kraft, die Dir die Seele freibläst. "In the heat of the night" schwebt dann wieder doomig drauflos und spinnt den Hörer in einen Cocon aus bösen Träumen ein. Der Refrain ist packend und sehr originell, einprägsam, mystisch. Der Livetrack "Take me home" ist heavy, eher schleppend, also typisch LESTER MADDOX. Man kann die Band mit keiner anderen Kapelle vergleichen. MANILLA ROAD? Höchstens auf schlechtem Koks. Keine Ahnung, es ist so eigensinnig und schön. Ein blechern klappernder Song nur mit E Gitarre und Gesang, eine Art Folkballade, beschließt das wirklich merkwürdige, aber doch todgeile Epic / Obskurmetal Album. Für Fans von abgedrehtestem US Sound a la REALMBUILDER eine absolute Pflichtscheibe.

98 / 100

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Wieder mal eins sehr geiles Review auf dieser Seite. Klingt, als müsste das Teil umgehend auf meine Suchliste wandern. Und das wird es nun auch tun.

Benne

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