Memory Driven - Relative obscurity



(2009, Sweden, I Hate Records, 61.11)
01. Super Nova
02. Nonprofundi
03. Is There Something There?
04. Heavens Vast
05. Moment
06. Ostrakon
07. Surface Oblivion
08. Melt Into
09. Forever Lasting Sadness
10. The 13th Baktun (Closer Pull)
11. The End of Truth

Man denkt sich, es kämen wohl nur noch Knüppelveröffentlichungen oder langweiliger Trällermetal auf den Markt, doch da fällt einem die Debüt CD der Amis MEMORY DRIVEN in die Hände, die gleich einen interessanten, da zumindest in Undergrounddoomkreisen wohlbekannten Namen ins Rennen wirft: Dennis Cornelius.Bei REVELATION hab ich ihn als Sänger erleben dürfen, das war 1995 auf dem WACKEN, noch in der alten Arena mit knapp 3000 Besuchern. Schön war die Zeit. Davor war Dennis bereits u.a. bei den Deathmetallern DOOMSTONE zugange, die mir nur namentlich ein Begriff sind, danach hat er u.a. seine eigene Band OVERSOUL gehabt, einen progressiven Doom in Reinkultur gespielt und die 90er zumindest ganz weit hinten mit guter Musik versorgt (was in den 90ern wirklich nur von Bands aus den letzten Reihen getan wurde). Über den Umweg REVELATION (noch einmal) und PLACE OF SKULLS, sowie DWELL WITHIN landete er nun bei MEMORY DRIVEN. Diese Band, ähnlich wie OVERSOUL und DWELL WITHIN, ist sein Baby, dass er mit ein paar talentierten Freunden ins Leben gerufen hat. Eigentlich ein direkter Nachfolger beider Bands nur unter anderem Namen (siehe SATAN - BLIND FURY - SATAN - PARIAH). Die Musik von DWELL WITHIN kenne ich nun nicht wirklich, aber OVERSOUL und das war eben progressiver Doom. Dort setzt "Relative obscurity" an. Der Titel spricht Bände, er steht für die musikalische Kariere des Dennis Cornelius. Die Musik ist gar nicht so obskur, er hat eine angenehme mittelhohe Stimme, singt sehr gefühlsbetont. Die instrumentalen Parts sind zwar etwas verspielt, aber nie wirklich sperrig. Selbst die schleppenderen Momente haben eine gewisse Grundeingängigkeit zu vermelden. Man muß ja auch als Progband nicht immer wie bescheuert frickeln. Die Progressivität von MEMORY DRIVEN kommt tief aus der Komposition. Gut, nun haben sie auch wieder und wieder zuerst merkwürdig anmutende elektronische Spacepassagen in einigen Songs, die zwar nicht absolut befremdlich wirken, den Hörer dennoch beim ersten Hören verwundern. Mein Freund Christoph meinte etwas von "dronig", nun, das kann ich nicht ganz so stehen lassen. Kosmische Musik mit ein bisserl Melodie, würd ich sagen. Hier spielen die alten deutschen Elektroniker rein, TANGERINE DREAM unter anderem, die unterkühlte Soundlandschaften salonfähig machten. Der Doom hingegen ist bei MEMORY DRIVEN oft sehr majestätisch und pathetisch, kann sich aber auch komplett in sich zurückziehen und wie im bezaubernden "Forever lasting sadness" sanfte Psychedelicparts vor sich treten lassen. Ansonsten ist er kräftig, energiereich in jeder Verfassung. MEMORY DRIVEN sind keine ultimativen Kriecher, die alles zerwalzen müssen. Es ist das Feeling! Progressiv und doomy. Mr. Cornelius spielt hier mit seiner Band abseits jeglichen Kommerzgeistes seine ureigene Vision vom Doom. Kein Gothicgejammere, kein schwammiges Grungen, kein dreckeliger Stonerrock, es ist Doom pur in den schweren Passagen und kosmischer Sound deutscher Prägung bei den elektronischen Elementen, die beide unabhängig voneinander in den Songs vorkommen. Ja, gut, das ist merkwürdig. Doommetal und Elektrospacemusik tauchen nie zur selben Zeit auf. Die synthetischen Einlagen kommen meist am Ende eines Doomepos zum Tragen und dennoch hat man nicht das Gefühl, nur Versatzstücken zu lauschen. Das nenne ich große Kompositionskunst. Wer sich auf progressivere Doomsachen wie eben REVELATION und OVERSOUL einlassen mag, der hat hier die Gelegenheit. Es lohnt sich. Alle anderen kaufen die neue CANDLEMASS oder die neue IRON MAN, die traditionell powermetallisch oder heavyrockig den Doom auf faszinierendste Weise begehen.

95 von 100

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