QUICKSAND DREAM - Aelin: a story about destiny



(2010, Professor Black / High Roller Records, Schweden, 51.15)
01. Prologue
02. A Child Was Born
03. House of Wisdom
04. Caress of the Breeze
05. Road Goes Ever On
06. The Lighthouse Dream
a) Fading Away
b) On The Shore
c) A Sunny Day
d) Over The Sea
e) Awakening
f) Home Again
07. Aelin's Oath
a) The Light Appeared
b) Epilogue
1996 bis 1999 entstand die Musik für dieses von Patrick Backlund, der auch bei der Doomband MORTALICUM (großartiges Album auf METAL ON METAL RECORDS, stilistisch ähnlich zu MEMORY GARDEN)aktiv ist, initiierte Projekt, sein Sidekick am Gesang war Göran Jacobson, ein alter Freund aus EPIC IRAE Tagen, der ursprünglichen Band beider Musiker. Dazu gesellte sich für einige Keyboardpassagen Henrik Flyman der RAINBOW artigen Hardrocker MOAHNI MOANA (auch von ihnen hab ich ein saugutes Album in der Sammlung stehen, Empfehlung für alle Fans von pompösem, aber doch kräftigem Hardrock). Nun, genug des Namedroppings, weiter im Text. 2000 erschien dann die "Aelin - a story about destiny" CDr in 50er Auflage. Hölle, Tod und Teufel, solch ein Kunstwerk sollte sowas von einzigartig bleiben? Naja, nach zehn Jahren abseits der Wahrnehmung vieler Freunde epischeren, schwedischen Metals und Hardrocks der späten 70er und frühen 80er, von Klang und Spielgefühl her ist diese Bezeichnung tatsächlich angebracht, sowie epischer Heavysounds allgemein sind dann der findige Kultmetalvinylguru Steffen Böhm vom recht umtriebigen HIGH ROLLER RECORDS Label (für alle Vinylfans mit Undergroundleidenschaft, das hier ist Euer Paradies) auf die Band aufmerksam geworden und bringt uns endlich die "Aelin" Story als Gesamtwerk auf wuchtigem Vinyl mit grandiosem Coverartwork. Zeitgleich erscheint auf dem amerikanischen Label PROFESSOR BLACK (u.a. CD Versionen von HIGH SPIRITS und ZÜÜL) der Silberling. Deswegen werte ich "Aelin" auch als 2010er Veröffentlichung, trotz der zehnjährigen Reifephase der Musik. Für mich ist das Werk nun komplett. Eine Anekdote am Rande. 2000 bereits bekam ich diese Musik vor die Ohren, hab dann pflichtbewusst von der Arbeit aus bei Herrn Jacobson angefragt, ob und wie man das gute Stück händlertechnisch vertreiben kann und bekam später, Göran Jacobson ist auch ein Kunde bei uns im Plattenversand, bei einer Bestellung des Herrn eine CDr von ihm, handgemacht, handsigniert, mit einer Widmung für mich. Was war ich stolz und bin es bis heute. Kommen wir aber zur Musik. Ich höre durchgehend einen Protometalsound, der 1978/79 bereits hätte entstanden sein können. Die Gitarre ist verzerrt und heavy, kommt aber sehr natürlich vom Klang her und hat diese Herzenswärme, gerade bei den wunderschönen melodischen Soli, die den Heavymetal für mich stets so besonders machte. Der Bass ist im Mix sehr laut und durchdringend, gibt dem Klangbild eine sehr wuchtige, feste Basis, auf der sich die Melodien schön entfalten können. Das Schlagzeug gerät etwas in den Hintergrund, kommt im Endmix aber stets klar durch. Patrick Backlund spielt hier ja wirklich alle Instrumente und er macht das technisch solide. Gerade das Drumming ist auf die nötigsten Läufe beschränkt und doch sehr stark, sehr emotionsgeladen. Für NWoBHM oder frühe Schwedenmetal Verhältnisse wäre das hier absolut solide. Eher entspannt und gemächlich fängt die Platte mit "Prologue" an, gerät in mittelschnellen Uraltheavymetal wenn "A child was born" von der Geburt des Magiers Aelin kündet, hat einen dunklen, majestätischen Ausdruck beim stampfend epischen "House of wisdom" und treibt in bester 80er Manier den melodisch harten Heavy Metal auf die Spitze in "Caress of the breeze", wobei es hier auch ein paar verträumt dahinschwebende Passagen gibt, wie sich das in den 80ern so manche Band, gerade bei den Briten, zu erlauben gedachte. Wunderschön! Die Musik von QUICKSAND DREAM tanzt durchgehend aus allen Reihen. Der Bass spielt neben den Unterstützungsläufen für das Schlagzeug auch eigenständige Harmonielinien, der Gesang von Göran Jacobson, mittelhoch, etwas heller und sehr gefühlsintensiv inszeniert könnte durchaus urbritische, selbstgepresste Singles von 1980 geziert oder bereits 1981 eine HEAVY LOAD LP veredelt haben, soviel Magie steckt in seinen oft recht straighten, aber zuweilen auch trickreich um die Ecke gesungenen und dabei sprunghaften Melodien. Wo sind wir gerade auf der LP? "Road goes ever on", treibender Heavy Metal, gemächlich dahinmarschierender Heavyrock mit sehnsuchtsvollen Leitharmonien der Gitarre, die nie enden wollen, knackige stapfende Hardrockeinlagen und Gesangsmelodien voller Mystik, die trotzdem sehr eingängig wirken und sich rasch in der Seele festsetzen. Hatten wir schon bei den vorherigen vier Stücken erlebt und es geht hier munter weiter. Jetzt sind zwei Longtracks am Zuge, in mehrere Untertitel aufgeteilt. Alle Register des Könnens eines Herrn Backlunds werden kompositorisch gezogen, "Chapeau! Chapeau!" schreie ich von meinem Platz aus ganz laut. Es ist betörende Musik, geschrieben aus der reinen Liebe zu eben solchen Klängen heraus, Transportmittel für ein magisches Kopfkino über das Leben des Jungen und späteren Zauberers Aelin. Sicher ist Herr Backlund irgendwo in den späten 70ern und frühen 80ern stehengeblieben, was seine Ausrichtung angeht. Wirkliche Balladen gibt es natürlich nicht, sondern eher melancholisch ruhige Momente, die fast schon einen progressivrockigen Einschlag mit sich bringen. Romantisch hingegen ist die gesamte Scheibe, nur auch mal richtig knackig. Schmähkritiken verschiedener Webzinetipperlinge sprachen den Sound an, der sicher nicht aktuellen Plastikstandards entspricht, sondern ganz eigen, aber so unheimlich warm und liebevoll wirkt. Sie sprachen die Kompositionen an und das komplett handgemachte Feeling. Nein, der Mainstream kann und wird solche Musik nach über dreissig Jahren konsequenter Verdummungspolitik der Musikindustrie nicht verstehen, er will es nicht. Nun, kümmern wir uns um unsere persönlichen Gefühle. "The lighthouse dream" ist einer der beiden Longtracks und weist gewisse Affinitäten zu brodelndem Hardrock in gemässigtem Tempo mit erhaben mystischer Gesangslinie auf. Hier nun "DOOM" zu rufen wäre wohl eine Verkennung des Gesamtkunstwerks. Wie gesagt, die eröffnende Passage war melancholischer, progressiver Rock, weiter voran wird es treibender Uraltheavymetal mit unermesslich packendem Gesang, dazu der prägnant durchscheinende Bass, die Leadgitarre furios auf Dauerfeuer eingestellt und die Rückkehr zu den ruhig dahinfließenden Klängen, das spricht von überdimensionaler Musik, von einem Meisterwerk, wie es trotz vieler sehr geiler Platten auf der Welt nur einige wenige gibt. Popmusik ist in der Tat anders. Die vielschichtigen Arrangements der Stücke brauchen zur Entfaltung auch ihre Zeit und diese Zeit nimmt sich der fasziniert lauschende Fanatiker grandioser Musik gerne. Irgendwie erinnert mich "The lighthouse dream" übrigens von der verzaubernden Stimmung an die kanadische Band HEMLOCK von 1994 und ihren Longtrack auf dem "Exordium" Album (wer diese Rarität in die Finger kriegen sollte, sofort zugreifen, kaum schönere Musik mag es geben). Aber Referenzen sind eher sinnlos, Querverweise zünden nicht. Hier ist ein Kunstwerk entstanden, welches in der Musikszene der 90er und der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts Seltenheitswert besitzt. Für Freunde solcher, nicht zu fassender Musik, ist das hier die Aufforderung zu Kaufrausch.

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