OBSKURIA - Burning sea of green


(2010, World In Sound, BRD/USA/PERU, 45.52)
01. A - bun - dance
02. Somewhere
03. Why?
04. Black magic
05. Under the gallows
06. Slow stone
07. Memories of Mysteria
08. Screaming like a whirlwind
09. Burning sea of green
Dem guten alten Acidrock und Heavypsyche geht es momentan anscheinend besser denn je. Die spassige Jamband OBSKURIA aus Deutschland, Peru und den USA bestätigt dies. Eigentlich war es ein Studiojam anlässlich des TRIP IN TIME Festivals 2006, dort traten u.a. die TREACLE PEOPLE aus Süddeutschland, die 70er US Acidrocker DRAGONWYCK und die peruanischen Spacepunks LA IRA DE DIOS auf, wurden von WORLD IN SOUND Labelchef und Festivalmacher Wolf abgefüllt und zum Jam gebeten, inklusive Coverversion von METALLICA "For whom the bell tolls" und ab dafür. Ein acidrockig heavypsychedelisches Album erschien 2007 und man dachte, dass es das gewesen sei. Falsch...2010 sind OBSKURIA wieder da. Ihr Heavypsyche ist geblieben, mal bluesiger, mal etwas moderner mit dezentem Waverockeinschlag und hektisch groovenden Rhythmen, aber stets wunderschönen Melodien. Die Mitglieder der TREACLE PEOPLE sind aus dem Line Up verschwunden, LA IRA DE DIOS komplett verblieben, dazu als Gitarrengott DRAGONWYCK Mastermind Tom Brehm. Hinzugekommen sind Organistin Sandra Disterhöft, Sänger Matthias Schäuble und Sängerin Murielle Stadelmann. In dieser Besetzung ist eine mächtige Acidrock CD gelungen, welche die klassischen Motive und Elemente des Genres in die Gegenwart trägt und erfrischt auf die geneigten Säureköpfe loslässt. Allein der fast dreizehnminütige Titeltrack am Ende der Scheibe ist schon eine grandiose Abfahrt, pendelt zwischen brodelndem Psychedelicbluesrock, verhalltem Orgelhardrock auf Basis von Blues und Boogie und krachenden Soundwällen mit Freakoutcharakter bzw. steigert sich von einer Station zur nächsten. Sängerin Murielle liefert eine heimsuchende, betörende Performance ab. Sie ist eine klassische Blueschanteuse, bringt aber bei diesem Stück eine gewaltige Portion LSD geschwängerter Phobien ins Spiel und lässt den Hörer regelrecht erbeben.
Neben "Burning sea of green" hat sie noch einen besonders starken Moment. Eine Acidrockband covert SLAYER. "Black magic" um genau zu sein. Hier regiert der fröhliche Psychedelicpunkrock mit lyrisch deftig satanischer Kelle, die natürlich unfreiwillig komisch wirkt, da die SLAYER Burschen beim Komponieren des Songs wohl alle erst 16 bis 20 Jahre jung und durchaus grünohrig waren. Anyway, im Psychedelicrockgewand klingt das Stück frech und frivol und lädt zum Besinnungslostanzen ein. Sweet! "Under the gallows" ist das Meisterstück von Sänger Matthias, welcher für mich eher zu Indie - und Postpunkbands bzw. 80er Gothic / Gruft Sounds passen würde. Ein sehr schöner Kontrast zu Murielle und für dieses ungezwungene, freimütige Album gerade richtig. Und so ist "Under the gallows" ein Mix aus hektischem Wave / Postpunk Sound der 80er mit nervösem, hypnotischem Drumming, simplen Gitarrenthemen, Sandras Old School Acidorgel, monoton betörendem Gesang und pumpendem Bass, der zwischen 60ern und 80ern seinen eigenen Weg sucht. In der zweiten Hälfte wird der Song ekstatisch, die Gitarren surren und zischen effektüberladen dahin, die Leads kommen wie von einem Besessenen zelebriert, alles scheint schier zu explodieren. Wer jetzt nicht zusammenbricht, der braucht diese Scheibe nicht zu hören. OBSKURIA machen es richtig und vereinen die Vergangenheit und die Gegenwart zum Sound der Zukunft. Das Album klingt so leidenschaftlich und bittersüß wie die Psychedelicscheiben der späten 60er, hat aber gleichzeitig die Melancholie späterer Independend - und Gruftrocksounds dabei. Und es wirkt stets wie aus einem Guss. Wenn das hier nur eine Jamband ist, dann würde mich mal interessieren, wie eine feste, konsequent durchgezogene Zusammenarbeit klingen könnte. Es ist grandios...

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