Split Heaven - Psycho Samurai


(2008, Blower Records, Mexico, 39.35 min)
01. Forged By Steel (Intro)
02. Immortal
03. White Death
04. Psycho Samurai
05. The Wizard
06. Iron Witch
07. The Golden Times
08. Motorblade
09. My Soul Burns Forever
10. Steel Liver
In Mexico sollte eigentlich die Metalszene blühen, aber außer trendigen Schrottkapellen und etwas AOR Glam sieht man oberhalb der Kruste, auf der sich die Rockszene aufbaut, leider gar nichts, was einem die Seele entflammen lassen würde. Im Underground tummeln sich wüst geschminkte Black Metal Fuzzies, dazwischen bitterböse Deathmetalkrawallköppe und viel Neothrash und Hardcore und alles was einem gestandenen Headbanger den Angstschweiß ins Gesicht und den Mageninhalt in aufgeweichter Form aus dem Popschi treibt. Als ich gerade so am Rennen in Richtung der Örtlichkeiten bin, vernehme ich edles stählernes Klirren und mit heller, dennoch forscher, aber immer melodischer Stimme in die Welt hinausgetragene Botschaften. "Steel Liver"? Naja, das gute Guinness und vorher das Jever Dark haben schon ihre Spuren hinterlassen, von den vielen Litern Dithmarscher ganz zu schweigen, aber was ist denn das? SPLIT HEAVEN nennt sich die noch recht jugendliche Kapelle und spielt gar nicht so typisch mexikanisch zum metallenen Ringelreihen auf, sondern hat eine Menge Einflüsse aus dem besten US Metal aller Zeiten in sich aufgesogen, die da eine Menge VICIOUS RUMORS, METAL CHURCH, HELSTAR, SAVATAGE zu prä Bombast Zeiten und ähnliche Kaliber als grobe Vergleichspunkte in die Runde werfen. Metal mit reiner Seele für hingebungsvolle Headbanger. Einige ihrer schnellere Songs gehen nahe an den alten Speedmetal heran, vornehmlich den amerikanischen, aber sie geraten nicht ins Trümmern. Der Klang der Scheibe ist schön natürlich und dabei trotzdem sauber und transparent. Nicht schlecht für eine Aufnahme aus Mexico, aber heute ist ja die Technik recht weit fortgeschritten. Es ist ein Heavy Metal Sound, der alte und neue Schule gleichsam bedient. Gitarren klingen hier wie Gitarren, beim Schlagzeug hört man die Becken wie sie geschlagen wurden. SPLIT HEAVEN haben es auch nicht nötig, mit fiesen Tricks zu arbeiten. Sind sie doch eine ehrliche, hart arbeitende Heavy Metal Band, die es verdientermaßen sogar schon bis nach Wacken geschafft hat. Band Battle Gewinner, wisst Ihr? Wollt Ihr mal wieder Heavy Metal Songs, die zwar nicht auf geschmeidig poppig getrimmt und doch einprägsam und mitreißend sind? Dann seid Ihr hier richtig. Wie im alten Amimetal sind viele Riffs ebenso verdreht und verwinkelt, wie sie markant und ausdrucksstark daherdonnern. Die Gesangslinien haben Zauber, Mystik, erwachsen aus einem Nährboden von reinem Wahnsinn und wilder Leidenschaft, bohren sich regelrecht in die Seele des Headbangers und verankern sich dort, wachsen sogar zu satten Urwäldern heran, wenn man sie denn lässt. Hier ist jeder Song gut, einige sogar absolute Hits. Alleine der Rauswerfer "Steel liver", der das Rockerleben und den damit verbundenen Alkoholkonsum zum Zwecke ungehemmter Partyfreuden mit Augenzwinkern thematisiert. SPLIT HEAVEN haben so herrliche Melodien, verbinden diese mit den wuchtigen Riffs und packenden, dem Hörer den Kopf verdrehenden Leadgitarreneruptionen, die sich auch wieder als sehr prägend für den jeweiligen Song entpuppen. Das hier ist der echte Bangerirrsinn und eine der geilsten aktuellen Scheiben im US Metalstil (und das nicht einmal von einer US Band erschaffen, sondern von den in den USA oft verachteten Mexikanern). Die Jungs hier sind ganz groß! Und wenn sie rasen wollen, dann hält sie keine Mauer auf, dann tosen und polter sie los, aber mit sehr viel technischem Geschick. Vor 25 erschienen, wäre das hier jetzt ein Klassiker und verdammt, es ist ein Klassiker. Diese intensiven Strukturen, das unzähmbare peitschende Lospreschen der Klampfen, das ist jugendlicher Übermut, Hunger nach Leben, das ist pure Magie.
97/100

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